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Meine Taktik
Zunächst: Das ist kein Rennen, sondern ein Brevet, respektive Marathon.
Es wird zweifellos genug Fahrer geben, die das Ganze als Rennen betrachten, an diesen orientiert sich zuvorderst meine Taktik.
Die sind nämlich echt gefährlich, die Typen, schon in der Startphase wird gerangelt und gedrängelt, um in den Windschatten von irgendwem zu kommen und alle sind so nervös, daß man schon mal einen Richtungspfeil verpaßt, ne Vollbremsung hinlegt und spätestens DANN …
Nix für mich.
Ich werde mich schön hinten Rechts aufstellen, Verzeihung, hinten links diesmal,
am Fahrbahnrand und erstmal alle fahren lassen.
Sobald alle los sind passe ich die erste Stunde schön auf, daß ich mich aus allen Rangeleien und Stürzen raushalte.
Mag sein, daß ich damit Zeit verliere.
Ist aber egal, denn auch wenn alle so fahren, als wärs gleich vorbei:
Bei einem angesetzten Schnitt von 12km/h haben wir jede Menge Zeit.
Meine Erfahrung hat mir gezeigt, daß ich bei den kurzen Strecken nie was reiße, aber je länger ein Brevet dauert, desto weiter vorne platziere ich mich letztendlich.
Die Gehetzten haben irgendwann ihr Pulver verschossen, wenn sie zahm geworden sind, formiert sich manchmal eine kleine Gruppe, die ich auch durchaus mal länger führen kann.
Mit der Zeit fallen immer mehr Fahrer zurück, diese zu überholen ist Motivation.
So die ersten drei, vier Stunden verlasse ich mich nur auf mich selbst, spüre die Straße, die Landschaft, den Rhythmus,
den ich zu finden suche. Wenn ich den habe, geht´s los:
Schlafen, Pausieren etc. wird nicht geplant. Es gibt ein grobes, gedankliches Gerüst,
von welchem ich je nach Situation abweiche, Ruhen kann ich zum Beispiel im Dunkeln, oder Regen. Hab ich dann aber grad eine Konstellation, in der ich schnell und sicher vorankomme, wird die Pause vertagt.
Wichtig ist nur, was mein Körper sagt: Hunger, Durst, Schmerz suche ich von vornherein zu vermeiden.
Ideal ist es, im Ziel weder Das Eine, noch das Andere zu haben.
Wir werden sehen