400er Brevet Weserbergland. Nie wieder! 2014

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Das hatte ich mir nach dem letzten Brevet im Emsland geschworen: Nie wieder setze ich mich bei einem Brevet so unter Zeitdruck. Und das hab ich auch nicht gemacht. Im Gegenteil: mit dem Brevet einen wochenlangen Urlaub beginnen entspannt maximal!

Manches neu, macht der Mai
Manches neu, macht der Mai

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Am Vorabend hatte ich noch den Lenker umgeräumt, was sich gut bewährt hat. Prometheus ist nun mal

ein Randonneur und kein Flitzer.

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Wieder Nebel
Wieder Nebel

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Wie schon beim 200er neulich tauchte ich vom Steinberger Paß in die Neblige Suppe im Wesertal hinab, allerdings bereits in der Gewißheit, daß es zumindestens bis Mittags herrlich werden würde. Uwe belehrte uns noch schnell über die Strecke und das Benehmen eines Randonneurs, dann ging es hinaus. Die grinsend vorgetragene Theorie, Uwe habe den Nebel extra bestellt, damit man nicht merkt, daß es gleich vom Hof erstmal eine 10% Steigung gibt, bestätigte sich nicht, wir rollten erstmal nach Vlotho und zurück, um zu üben, wie man Kontrollzangen findet:

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Hab ´dich!
Hab ´dich!

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Sodann wurde die Strecke langsam interessant: Ich hab noch nie mit dem Rad so lange nach BARNTRUP gebraucht, und es gibt offenbar noch jede Menge einsame, und wunderschön schmerzhafte Sträßchen, die ich nicht kannte.

Und Situationen:

Leicht versetzt gestaffelt wie das Geschwader Richthofen fliegen   Jan, Christian und ich aus Richtung GLASHÜTTE kommend, das Gefälle zum Schieder See hinunter. Der Alte guckt uns lange an, und dann prescht er mit   3km/h aus dem Waldweg auf die Fahrbahn. Wie ein Teufel brüllend zische ich durch die Lücke, die sich hinter ihm auftut, sehen, was die Anderen machen hinter mir machen kann ich nicht, es ist auch ziemlich laut, aber nicht passiert.

In Lippe mußte dich sogar vor Rollstühlen hüten!!!

Weiter über RHEDER, rollten wir nach BORGENTREICH, wo es erstmal   Döner gab, und etwas Wasser gebunkert werden mußte.

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Rast
Rast

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Mittach!
Mittach!

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Bis BORGENTREICH lief der Brevet so entspannt vor sich hin, ohne Eile rollten wir zügig nach Süden, unterhielten uns und mutmaßten, ob wir von der angekündigten Regenfront was abbekommen würden, und wenn, wann. Während der Rast grummelte es die ersten Male, doch glücklicherweise führte die Strecke nun genau nach Osten in den Reinhards(ur)wald, was dafür sorgte, daß der erste Guß vom Südwind hinter uns nach Norden gedrückt wurde.

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DEN haben wir erstmal verpaßt
DEN haben wir erstmal verpaßt

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 Mit der neuen Ruhe kündigte ich an, auf alle Fälle Schutz zu suchen, sollte es stark regnen oder gar gewittern und beobachtete mit großer Sorge den Kameraden, der voraus im Wesertal stand:

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Schlechte Aussichten
Schlechte Aussichten

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Doch, wie heißt es so schön: dem Tapferen winkt das Glück, das Wetter hielt bis zur Kontrolle Tierpark Sababurg, die wir mit den ersten Tropfen erreichten. Da war erstmal Kaffeepause:

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Ich war nicht gewillt, um die Hütte herumzugehen, um ein Foto von Prometheus zu machen
Ich war nicht gewillt, um die Hütte herumzugehen, um ein Foto von Prometheus zu machen

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Nach 20min war der Spuk vorüber, und wir konnten weiterrollen, Richtung SIMMERSHAUSEN an der Fulda, wo wir das von Uwe organisierte vorzügliche Essen(„Ich fand die Soße einen Tick zu salzig“ Uwe:“Das hab ich ihr so gesagt. Salz ist wichtig“)   und eine kalte Coke in strahlendem Sonnenschein genießen konnten. Noch ein bißchen Wunden lecken, Popo eincremen und weiter ging es, auf dem R1 nach HANN.MÜNDEN, und dann erstmal bis Beverungen, ach, fast hätte ich diese kleine Einlage über AMELITH vergessen, da oben fragste dich dann wirklich, warum du nicht beschissen hast, und bis BEVERUNGEN an der Weser geblieben bist.

Falls jemand weniger Biß hatte als wir: Weil die Abfahrt von da oben nach BEVERUNGEN grad abends auf leerer Straße dermaßen geil ist, daß man den guten Uwe genauso liebt, wie man ihn sonst manchmal für seine Streckenführung verflucht.

In BEVERUNGEN stempelten wir im Hotel, Tanke schon zu, änderten die Dreierkonstellation (Jan hieß ab jetzt Andreas) aber der hätte wahrscheinlich auch aufgesteckt, wenn er die MEINBREXEN-Nummer geahnt hätte, und rollten weiter.

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Die Dämmerung kündet schon von den Fährnissen der kommenden Nacht
Die Dämmerung kündet schon von den Fährnissen der kommenden Nacht

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MEINBREXEN: Da geht dann von der Haupstraße im rechten Winkel ein so winziges Sträßchen nach links raus, daß du den ganzen Schwung wegbremsen mußt, ums nicht zu verpassen, daß da im Dustern dann nach 50m ein

Schild mit der Aufschrift   „13%“   steht.   Obwohl, eigentlich sagen einem die Beine das dann schon…

Naja, die Ansage war ja, daß es danach eigentlich alles flach ist, bis BODENWERDER und ich hatte das zwar anders in Erinnerung, und diese trog mich auch nicht, aber hätten wir Andreas die Wahrheit gesagt…

Angekommen sind wir trotzdem, und haben dann in einer weiteren endlosen Diskussion beschlossen, das nächste EC Hotel zu frequentieren, um den Beinen mal eine Stunde Ruhe zu gönnen.

Das sind so diese Motivationsbremsen: grad wieder angerollt, stoppt einer nochmal, um den Schuh zu schließen, irgendeine Lampe zu justieren oder es fällt ihm ein, dasser noch ´n Riegel essen muß, „weil, sonst fahr ich in den Ast“.

In dieser Phase eines Brevets leidet meine Teamfähigkeit kolossal.

Als dann oben aufm Berg schon wieder rumgewartet wurde, rollte ich einfach weiter, nach ein paar km sah ich einen Schuppen, setzte mich hinein und lauschte dösend den ersten erwachenden Vögeln.

Eine Weile später nahm ich gut gelaunt den ITH in Angriff, den ich ganz woanders vermutet hatte, und erspähte ein gutes Ende weiter die Anderen wie Sardinen im Foyer einer winzigen Bankfiliale.

Bei dieser Bank bin ich nicht Kunde, so rollte ich noch 100m weiter, um dort bei meinem eigenen Partner ein Lager für mich allein zu haben. Nach einer Stunde rappelte ich mich, jetzt war ich richtig gut drauf und ab ging es in die Morgensonne.

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Morgensonne
Morgensonne

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Ich wollte jetzt rein. Noch ein paar Stunden, die Sonne leckte vor mir gierig den Frühnebel von den Feldern, und wärmte meine kurbelnden Beine. Auf den Felsenkeller dort brauchte ich nicht zu hoffen, um diese Zeit, aber im Autohof in LAUENAU gäb ´s bestimmt Kaffee. Wenn ich nicht so viel mit den Anderen gefahren wäre läge ich schon im Bett. Na und?

Es war angenehm, und ich war müde, aber nicht völlig kaputt, die Gruppe war nett, und wir haben gut gearbeitet. Dem Regen sind wir ab HEMELEN hinterhergefahren, bis Großenwieden nur nasse Straßen, muß übel gewesen sein, wir haben nichts abgekriegt.

An der letzten Kontrolle saßen nicht nur Christian und Andreas sondern noch etliche andere Randonneure vorm Kaffee. Wieder zu dritt machten wir uns an die letzten 20km, eine meiner Lieblingstrecken, POHLE, HATTENDORF, REHREN und ROHDENTAL, noch einmal rasante Abfahrt, dann ist Schluß. Stempeln, es gab sogar Kaffee und Mettbrötchen und Christian bot mir an, mich im Auto mitzunehmen, aber der Morgen war so herrlich, ich wollte lieber radeln.

Abends in der Kneipe sprach mich einer unserer Fußballer an: “ Sag mal, kannst du überhaupt noch laufen? Ist ja irre, was du alles auf Facebook gepostet hast.“ Ich antwortete: “ Weißte, ich war noch nicht mal im Bett, an so einem herrlichen Tag kannste doch nicht pennen gehen.“ Er schüttelte den Kopf…

Nie wieder…

setze ich mich unter Zeitdruck, habe ich nach dem letzten Brevet gesagt. Ich bin müde, aber fit. Weil ich das umgesetzt habe. Es liegt eben doch die Kraft in der Ruhe. Nie wieder Streß, dabei bleib ich, und falls man dann mal aus der Zeit fliegt, auch egal. Denn so macht es Freude, wenn man in der Abfahrt den Bärlauch riecht, im Anstieg den Duft von Waldmeister wahrnimmt oder die großen, leuchtenden Augen von Waldtieren, welche dich in der Nacht beobachten.

Immer wieder

werde ich solche Touren fahren, mal länger, mal kürzer.

Und bei ARA Weserbergland besonders gerne.