Mäxx aufm Schiff – Schachtschleusenkonzert 100 Jahrfeier

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Schleusenkonzert
Schleusenkonzert

Interessante Idee: auf einem Schiff in der Schleusenkammer ein klassisches Konzert hören.

Die hat nämlich eine „Tunnelakustik“, was ganz Besonderes und in der Schachtschleuse Minden ist das am Tollsten.

Sagt Burkhard v. Puttkamer, Bariton.

Und das ist gut, daß er was sagt, singen tut er nämlich nicht.

Auf 19:15 sind wir von der Ährensache in Bückeburg zum Mindener ZOB gehetzt, um dort den Bus zum Konzert zu besteigen, welcher sich um 19:40 als T4 9Sitzer mit dem Schild „Bus1“ entpuppt, zu klein für die immerhin 13 Gäste, die sich in den letzten 45 min zusammengefunden haben, jeder mit einer anderen Info über das Geschehen, welches um 19:30 beginnen soll.

Um 20:10 sitzen letztlich vielleicht 2 Dutzend Interessierte auf dem romantisch dekorierten Deck der MS Excellence Coral, Basel, nachdem die letzten schon mehr oder weniger die Bordwand hochklettern mußten, da die Gangway bereits eingeholt war:

Aufgeräumte Stimmung
Aufgeräumte Stimmung

Über eine halbe Stunde und drei Entschuldigungen später:

(1.„es dauert noch etwas, das Schiff muß noch Trinkwasser bunkern“

2.“Service gibt es leider noch nicht, das Personal ist eingebunden, da unter Deck noch gespeist wird“

3.“Ich bitte sie herzlich, wenn unser Schiff gleich rückwärts fährt, ihre Köpfe einzuziehen, sonst müssen sie die Brücke bezahlen“)

Rübe runter!
Rübe runter!

gibts dann wenigstens erstmal n billigen Sekt aufs Haus bzw. Schiff.

Ich halte  inzwischen Ausschau nach Kurt Felix, da das Schiff aus Basel ist, unter Schweizer Flagge fährt und einer mit ner Kamera rumläuft, vielleicht sind wir ja bei „Verstehen sie Spaß?“

Schade, der ist vom WDR, aber er fragt immerhin, was wir über die Warterei denken.

„Sieht man´s als Satire, ist es ganz gut,“ lache ich in die Kamera

Hernach tuckern wir dann echt im Rückwärtsgang auf die Schleuse zu und erleben- hurra!-

die Weltpremiere eines Steinway Flügels, der von einem Autokran auf´s Schiff gehievt wird.

Fliegender Flügel
Fliegender Flügel

Ich hätte ja eigentlich lieber gesehen, wie ein paar Jungs das Ding über die Treppe an Deck schleppen.

Da gibt´s einen klasse Film mit Laurel & Hardy

Ok, der Käptn is nich nur ein Witzbold, er kann auch was, jedenfalls parkt er dieses 9,50m breite Ungetüm sauberst in die 10m breite Schleuse ein. Inzwischen ist es 21:00…

Nachdem wir dann endlich unten in der Kammer sind, erklärt der Herr Sänger unter theatralischem Räuspern, er sei krank, seine Stimme würde „reißen“ (der eine oder Andere Geduldsfaden auch langsam), uns und der Kunst zuliebe werde er nicht singen, seine wundervolle Pianistin aber werde ein Klavierkonzert improvisieren.

Die interessante Reaktion der Mindener Gäste, welche inzwischen von einer Anzahl Schweizer Schiffstouristen Gesellschaft bekommen haben:

Ach, ECHT nicht?

Der verhinderte Künstler erbietet sich noch, den Gästen, die nicht zufrieden sind das Geld zu erstatten, überhaupt singt der zwar keinen Ton, aber quatscht dann die ganze Zeit wie ein Wasserfall („Haben sie diesen riesigen Fischreiher gesehen? Ich wußte garnicht, daß die so groß werden), interwiewt am Schluß noch den Schleusenchef, was inzwischen echt niemanden mehr interessiert.

Zuvor kämpft sich die brave Frau Baiocchi mit dem Klavier durch einige anstrengende Stückchen von Rachmaninov und einem Franzosen, den keiner kennt, um dann zu Ragtime überzugehen, und sofort merkt man wo sie zuhause ist: fröhlich und leicht perlen ihr die Melodien aus den Fingern, selbst die im Scheinwerferlicht jagenden Fledermäuse wirken beschwingter und unser Beifall am Ende ist ehrlich begeistert.

Nach dem Ausfliegen des Flügels am Kran und Anlegemanöver werden dann die 13 Mindener Aufrechten in 2 Etappen (der „Bus“ ist ja zu klein) bis etwa 23:30 wieder am ZOB abgekippt.

Naja, vier Stunden Bespaßung für 29 Tacken, das kriegste bei den Stones nicht. Also insofern…

Und so hört sich das im Fernsehen an

Tags darauf erzählt eine Bekannte, da sei sie auch schon mal beigewesen, auch dort habe es Trinkwasser tanken, Zeitverzug und letztlich ein Ersatzkonzert von gerade mal 40 min gegeben.

Nicht erst jetzt fühlen wir uns verarscht