Wenn einer eine Reise tut…

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Dies ist die Geschichte von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen. Sie beginnt um ca. 19:30 auf dem Flugplatz Diyarbakir, Türkei. Der Mensch an der Gepäckannahme schreibt ein Kärtchen aus und schickt mich zum Bezahlschalter. Dort verlangt man 140 € Übergepäckzuschlag, da mein Gepäck 50kg wiege. Ich argumentiere, ein Fahrrad koste 30 €. Nein, das sei nicht so. Das üblich Gezeter, ich bleibe freundlich, aber hart, solange, bis die Dame fragt: „Also, da ist nur ein Rad drin? “ Als ich bejahe, lächelt sie strahlend, dann sei alles in Ordnung und zerreißt demonstrativ den Bezahlcoupon. Jetzt kostet es nix? Auch gut. Zehn Meter weiter stehen meine Kartons, fertig etikettiert.

Kommt, Freunde, so schnell seid ihr wirklich nicht…Anderthalb Stunden Verspätung, egal, bringt genausoviel weniger Wartezeit in Istanbul.

Nach einer stressigen Nacht im Starbucks marschiere ich frohen Mutes in die Paßkontrolle. Der Einreisestempel fehlt. Is doch hier. Ja, aber sie waren ja in Syrien, DEN brauchen wir. Na toll. Getrennte Wertpapiere, wie immer, und der Paß ist im Gepäck, das Gepäck irgendwo. Ich werde zu THY geschickt, der Manager hört sich mein Problem an, blickt auf die Uhr und erklärt sehr ernst: „Sir, you will miss this flight “ Ich falle fast in Ohnmacht.

Nun kommt: illegale Ausreise in den Inlandsflughafen, Empfang des Gepäcks, ein endoskopischer Schnitt durch die Pappe, ein Griff, der Paß, alles gut. Die Radbox sieht aus wie nach einem erfolgten Flugzeugabsturz, DAMIT habe ich gerechnet, Koll bande extra besorgt, Flicken ist angesagt. Mitten ins Theater platzt ein Typ, der wissen will, wie man an so einen Gepäckwagen kommt, ich erläutere dies und er fragt, wo man denn nun eine TL herhaben soll, wenn man gerade gelandet ist. „hier, nimm, ist eh nix wert “ brumme ich. Mitten im Kiste flicken, ist er wieder da, lächelt freundlich und schenkt mir eine Handvoll iranische Süßigkeiten. Einen Moment lang bin ich glücklich.

Illegale Einreise Türkei. Nur kurz: Alle Flüge nach Hause voll. Zweimal schickt die gute Frau mich weg, eine Flug nach HH für morgen früh reserviert, aber sie meint, vielleicht geht noch was, nach vier Stunden geben wir auf und buchen. Na, ich ruf dann mal den Scheff an, was? So wird also alles gut. Ich verbringe eine weitere Nacht aufm Fluchplatz, der mich an ein gewisses Krankenhaus erinnert. Nur die Gastronomie ist deutlich besser, aber auch teurer. Aber ist ja jetzt alles gut. Völlig übernächtig tauche ich am Schalter auf, den offensichtlich ein Neuling besetzt. Null Englisch, doppelnull Ahnung. Verdammte Vetternwirtschaft, die haben hier Leute die so exzellent Fremdsprachen beherrschen. Wieder mal Gepäck zu schwer. Woher kenn ich das nur? Irgendwann erscheint dann der Vorgesetzte. Und nu geht s richtich los: in der Box könne nicht nur ein Rad sein, zu schwer. Ich erkläre, es handele sich ferner um am Rad befestigte Boxen mit Werkzeug. Man transportiere nur Fahrrad. Und wenn eine Fähre ein Auto transportiert, dann wird der Wagenheber ausgeladen? Ich zeige Bilder, erkläre, Stahl, nicht Alu, Reiserad etc.etc.etc. es hilft nix: ich muß die Kiste öffnen, noch besser, beim Zoll, durch den sie auf einmal muß auch nochmal. Meine Frage, warum das nicht in Diyarbakir gemacht werden konnte wird einfach aber schlagend beantwortet:Kein internationaler Flughafen. Wäre das Gepäck mit dem Transitaufkleber nicht auch ohne Zoll geflogen? Antwort: Hmm, Ja.

Nächstes Mal flieg ich von DIY mit Brennstäben im Rahmen nach Nordkorea. Reise finanziert. Wir kaufen am Souvenirstand gegenüber Paketband(warum hat der das nur, zum 3-fachen Preis???) und man tut mir, mit Blick auf die Uhr, einen Gefallen: man selbst bringt es durch den Zoll, und klebt es dann für mich zu. Da bin ich ja jetzt gespannt. Grenzkontrolle. Klappt diesmal. Verlaufe mich. Ganzer Weg zurück, andere Seite, Gate 312. Sicherheitskontrolle. Schlange. Ich benehme mich. 20m vorm Gate ruft einer „Hamburg? “ ich rufe, winke, und der Typ winkt den Bus ab. „Sorry, Sir, gate closed „. 20 Sekunden. Nun schießen mir erstmals die Tränen in die Augen, ich erkläre lautstark, daß ich nun zwei Nächte hier sei und jetzt mitwolle, er solle ein Taxi rufen, eine Wache die mit mir rennt oder mich meinetwegen verhaften. Ich soll zum Transitschalter. Wo? Weiß er nicht. Der Klomann hilft. Transitschalter: Sie müssen durch die Passkontrolle, einen neuen Flug buchen. Ich versteige mich in meiner Verzweiflung zu dem Satz: „verunglückt ihr mal in Deutschland, und kommt in meine Klinik, ich laß euch sterben, wenn ihr das falsche Ticket habt. “ Au Backe, trotz allem nicht gut. Die Frau schluckt, holt den Manager, und nochmal: schon zwei Flüge gekauft, nicht meine Schuld, Kommunikation der Abteilungen, ich hol doch jetzt nicht das Gepäck wieder raus und dann geht das alles von vorne los und so weiter. Das müsse ich nicht, erklärt der Manager, das Gepäck könne bleiben, wo es ist. Wenigstens etwas. Die nette Dame am Schalter ist die gleiche wie gestern, fällt fast in Ohnmacht, als sie mich erkennt und beginnt zu telefonieren. Kostet mich nix mehr mehr, HH um 14:25, Gepäck kommt mit. Ich schenke ihr aus Dankbarkeit Süßigkeiten und trolle mich ins Starbucks. Später laufe ich mich schon mal zum Gate ein, verlaufe mich zweimal, der hübsche Basar hier ist sehr realistisch: man verläuft sich ständig.

Endlich ist alles gut.

Alles gut.

Obwohl: in Hamburg erwartet mich die Deutsche Bahn.

Draussen beginnt es zu regnen.