Noch 700? Du spinnst!
Noch 700? Du spinnst!

PROLOG                                                                                                                       63km

Verschwendete Kraft

4:45 Aufstehen, anziehen, das Rad ist ja fertig aufgerüstet abgestellt, kurze Kontrolle, GPS an und los. Ohne Kaffee und Frühstück geht ´s nach London hinein, zum Treffen am Buckingham Palast um 6:00, im Schlepptau auch wieder zwei „Lutscher“, die gern hinterherfahren und kluge Kommentare abgeben, sich aber am Navigieren nicht beteiligen möchten.

Unweit des Palastes Gruppenfoto, dann geht es los, wir flitzen am Trafalgarsqare vorbei durchs erwachende London, derweil die letzten Nachtschwärmer heimtorkeln. Alles in Allem unspektakulär, den Aufwand nicht wert, aber ungefrühstückt schon fast 70km in den Beinen, das wird sich bitter rächen.

vorm Buckingham Palace
vorm Buckingham Palace

und dann geht es endlich los:

Die Strecke
Die Strecke

LOUGHTON – ST. IVES                                                                 99km                                                                     4:05:21

Erstes Herantasten

Schilderwald
Schilderwald

„Guten Morgen, meine Damen und Herren, ihr seid hier um London – Edinburgh – London zu fahren. Es hat Rückenwind, 26 Grad und eine Tendenz zu Schauern. Die Fahrt ist auf öffentlichen Straßen, paßt auf euch auf und viel Glück. Wann wolltet ihr eigentlich in Edinburgh ankommen?“   Grinsend rollen wir an.

Der kabbelige Wind kommt echt von hinten und schiebt ordentlich, indes, ich hege die Befürchtung, daß sich dieser Umstand bis zur Rückfahrt nicht ändern wird. Ich bin schlecht gelaunt, habe – Verzeihung – beschissen geschlafen und die Aussicht auf 100km Hügel macht mich nicht wacher.

Allerdings sind um uns herum auf einmal jede Menge Leute, die man sonst nicht auf dem Fahrrad sieht, Alte, ganz Junge, Dicke und so weiter, die mit den klapprigsten Rädern pulkweise die Strasse bevölkern. Einige km rollen wir in der heute auch stattfindenden RTF „London – Cambridge“ mit, eine Benefizveranstaltung für Brustkrebsbehandlung.

Es ist mir eine Ehre.

ST. IVES – KIRTON                                                                                         81km                                                                               3:46

Klasse Betreuung    

windig
windig

Auf den Deichen hier im Marschland kommen wir gut voran, Grüppchen bilden und verlieren sich, jeder versucht so langsam seinen Rhythmus zu finden. Es zeigt sich, daß unsere Betreuung hervorragend organisiert ist. Es gibt in Hülle und Fülle Essen für jedermanns Geschmack, auch Sonderwünsche werden lächelnd erfüllt. Mein absoluter Riegelfavorit in St. Ives: Lichfields „Millionaires Shortbread“

KIRTON – MARKET RASEN                                                             68km                                                                         3:45

Erster Druck

schier endlos..
schier endlos..

Tja, irgendwie komm ich trotz allem nicht richtig rein. Es geht gut, die Beine sind gut, allein – der Fluß mag sich nicht einstellen. Es sind zuviele Gedanken im Hinterkopf, weggedrückt und doch präsent, die mich daran hindern, richtig in den brevet hineinzufinden. Ok, die ersten 200km hab ich nie Lust, aber die sind um, was ist denn los?

Es scheint, daß ich irgendwie blockiert bin…

MARKET RASEN – POCKLINGTON                               84km                                                                           8:20

Wo zum Teufel ist Uwe?

fertig
fertig

Ich habe ja den schlauen Plan, bis Edinburgh ohne Schlafen durchzufahren, also setze ich mich so um halb 10 wieder aufs Rad und fahre los. Irgendwie ist aber total der Wurm drin, ich komme nicht mehr vorwärts, und in meinem Kopf spielen sich schlimme Dinge ab, begleitet von massiven Halluzinationen, was mich zu mehreren Kurzschlafpausen zwingt, dieser will mir jedoch auch nicht recht gelingen. Ich bin teils völlig verzweifelt, allein, der einzige Weg, hier aus der Einsamkeit des Waldes wegzukommen, ist mein Rad, also steig ich doch wieder auf. Wo ist mein Uwe? Dieser treue Helfer, der in solchen Situationen stets das richtige Wort findet? Der dann so penetrant werden kann, daß du einfach wieder losfährst, bloß, um es nicht länger anhören zu müssen?

Im Morgengrauen reißt mich ein Chor von rasselnden Freiläufen aus meiner Lethargie, auf einmal bin ich in einer Gruppe. Deprimiert berichte ich dem Anführer, daß ich überhaupt keine Vorstellung habe, was ich die letzten 8h getan habe, mich nur an eine riesige Brücke erinnere. „Ja,“ nickt dieser, „nachts alleine fahren ist Scheiße.“

POCKLINGTON – THIRSK                                                               65km                                                                             4:29

Lichtstreif am Horizont

Morgendämmerung
Morgendämmerung

Na siehste: nach einem guten Frühstück hat sich meine Laune soweit gehoben, daß ich so eine Art Rhythmus finde, eine kleine Gruppe rollt in den noch kühlen Morgen hinaus. Ich frage mal, wann wir eigentlich endlich in Schottland sind, die Antwort ist eher beschwichtigend. Also treten, rollen und mit anregenden Gesprächen den Tag begrüßen.

THIRSK – BARNARD CASTLE                                                   67km                                                                         4:57

Super Straßen

14%, unten scharf rechts, gleich scharf links, dann 13% rauf. Unten drin Schotter
14%, unten scharf rechts, gleich scharf links, dann 13% rauf. Unten drin Schotter und Schlamm

Der Kopf will noch immer nicht so recht, aber physisch geht es mir sehr gut. Lediglich auf diesem Stück schiebe ich mal, weil ich mich auf dem überspülten Schlamm in der Mitte verbremst und verschaltet habe, die 14% wieder rauf schaffe ich nicht ohne Schwung aus der Abfahrt.

BARNARD CASTLE – BRAMPTON                                   82km                                                                         5:42

Slow & steady

slow & steady
slow & steady

habe ich noch zu dem Touristen gesagt, der uns mal an irgendeinem Anstieg was zeigen wollte, oder seine Frau beeindrucken. Auf halbem Wege stand er dann da, rote Bombe, pumpend wie ein Maikäfer. Der Grundschullehrer an meiner Seite hat mich noch prüfend gemustert, und mir vorgeschlagen, erst noch einmal zu pausieren, bevor ich den Pennine Mountain nehme, weil es nach Regen aussieht. Ein 20km langer Anstieg ohne jeden Schutz entlang des River Tee. Aber der Rückenwind steht ideal, ich kurbele locker hoch und genieße dann die rasende Abfahrt nach Brampton.

BRAMPTON – MOFFAT                                                                             74km                                                                     11:25

Ich bin drin!

fast da
fast da

Nach einer erholsamen Nacht in Brampton, wo ich in der Turnhalle wie ein Toter gelegen haben muß, sause ich – nun endlich hochmotiviert- Richtung schottische Grenze. Die Entscheidung so lange zu schlafen, bis der Morgen graut, war goldrichtig. Heute will ich endlich nach Edinburgh hinein, und den Rückweg antreten.

MOFFAT – EDINBURGH                                                                         81km                                                                         4:45

Es kommt wieder anders

Es geht heim
Es geht heim

Kurz hinter MOFFAT beginnt die „Scenic Road“ nach Edinburgh hinein. Weit mehr als 20km rollst du stetig flott bergab, links und rechts die alten Herrenhäuser und wunderschöne Auen im Morgennebel.   Mit meiner Einstellung vollzieht sich ein Wandel: ich habe das Ziel, nun endlich mal Tempo zu machen und Zeit herauszuholen schlicht vergessen. Stattdessen genieße ich die Fahrt und die Schönheit des fremden Landes.

EDINBURGH – TRAQUAIR                                                                 42km                                                                         5:13

Heimwärts

wundervolle Gegend
wundervolle Gegend

So eine heiße Dusche und frische Klamotten machen ja einen neuen Menschen aus einem. Die Duschräume waren komplett verwaist, so habe ich mich erstmal gepflegt und nun mampfe ich vergnügt Fish & Chips aus der Schulküche. Was kann nun noch passieren? Es geht heim!

Als ich dann erstmal aus Edinburgh rausgefunden habe, zieht mich das herrliche Schottland wieder in seien Bann: träumend rolle ich bergauf und bergab, schaue staunend die neuen Bilder nach jeder Kurve und wünsche mir jemanden her, um sie zu teilen. Zeitlimit:   Pfff!

TRAQUAIR – ESKDALEMUIR                                                   46km                                                                           3:50

Quigley der Australier

Schmerzgeplagt
Schmerzgeplagt

In der Kontrolle in Eskdalemuir sitzt er, die Arme vor der Brust verschränkt, den Becher dampfenden Kaffees 20cm unter der Nase umklammernd, tief schlafend. Mit dieser Mischung aus Faszination und Entsetzen beobachte ich den großen Tropfen an seiner Nase und frage mich, was der wohl für ein Abreißgewicht hat…..

Plötzlich öffnet Martin die rot unterlaufenen Augen und erklärt mit zombiehaftem Blick:“ ich glaube, es hat keinen Sinn, daß du auf mich wartest. Fahr mal lieber.“

Die ganze Etappe habe ich ihn gezogen, bergauf, bergab und in meiner Freude über die wunderschöne Landschaft überhaupt nicht geschnallt, daß er völlig fertig ist. So trennen sich denn hier unsere Wege, Freund, bonne courage und take care! Ich trete hinaus in den endenden Regenschauer und rolle los.

ESKDALEMUIR – BRAMPTON                                   58km                                                                             3.42

Taktik und Koalition

„Schwede“

Schon auf der letzten Etappe ist mir der riesenhafte Schwede aufgefallen, der in stoischer Ruhe die Hänge hinaufkurbelt und dabei immer in meiner Nähe ist. Nun kommen wir ins Gespräch, ich bringe meine Beobachtung ein, daß der eklige Gegenwind die letzten Tage immer erst Mittags aufkam. Wir entscheiden, in BRAMPTON zu schlafen, um dann mit etwas Glück am Morgen ohne Wind und ausgeruht den Rückweg über den Pennine Mountain anzutreten. Mit dem Aushandeln der Startzeit gestaltet es sich allerdings schon etwas schwierig, er ist mir da etwas ZU ruhig. Einerlei…

Als wir unser Nachtlager erreichen, stelle ich überrascht fest, daß ich hier auch das erste Mal geschlafen habe. Hätte geschworen, daß das MOFFAT war.

BRAMPTON – BARNARD CASTLE                               83km                                                                             11:07

Kurzes Zweckbündnis

endlich mal bergauf
endlich mal bergauf

Schon oben auf dem Berg, 608m ü.n.N. zerbricht unser Bündnis: hellwach und voller Tatendrang stürze ich mich in die Abfahrt, ich habe nämlich inzwischen durchgerechnet, daß mein Ziel, unter 100 Stunden zu brauchen, noch nicht unerreichbar ist. Als „Schwede Johansson“, so habe ich ihn für mich getauft, sich dann einen zweiten Teller Frühstück holt, und anfängt, mit einem Landsmann zu reden, breche ich auf.

BARNARD CASTLE   – THIRSK                                                 66km                                                                             4:01

Technische Probleme

Da geht ´s noch
Da geht ´s noch

Es regnet. Irgendwann drücke ich einen Knopf am Garmin, um die Auflösung zu verstellen, da geht es aus. Ich raste völlig aus: genauso war es 2007 in Frankreich, als das Dreckding absoff. Die nächsten Kilometer formuliere ich im Geiste Briefe, die ich an den Hersteller schreiben werde, wenn das hier erstmal vorbei ist. Die Vorstellung, jetzt den Rest des Brevets im Dustern mit laminierten Zettelchen zu navigieren, bringt mich an den Rand der Verzweiflung. Kurz vor THIRSK, der Heimat James Herriotts, verfranze ich mich mit einem Briten total, während dieser ein Auto nach dem Weg fragt, starte ich das GPS, um ihm zu beweisen, daß es defekt ist. Es geht an…       die leeren Batterien haben sich für einen Startprozeß genug erholt, jetzt fällt mir auch wieder ein, daß das Gerät schon gewarnt hatte. Hab ich völlig vergessen! Unendlich erleichtert tausche ich die Batterien, fahre das Gerät hoch und setze mich auf den Track nach Thirsk. Dort weist man mich darauf hin, daß mein Abstand zur Schließung der Kontrolle nur knapp 4h beträgt, ich solle mal ein wenig Dampf machen. Was glauben denn die?

Schon in Edinburgh hatte ich am Garmin eine Notreparatur durchführen müssen, das alte Leid mit den Batterien und schlechten Straßen, da geht es nämlich immer aus. Passenderweise hatten wir im Servicepaket

hihi - Ohrstöpsel
hihi – Ohrstöpsel

Und zwar zwei Paar: Eins für den Fahrer und eins fürs Garmin. Gute Ausstattung, Danial!

THIRSK – POCKLINGTON                                                                 65km                                                                             4:15

Doch nochmal Nachtfahrt

doch noch mal...
doch noch mal…

Ich will die 9 vorne.   Ich habe festgestellt, daß eine Strategie mit großzügigen Pausen im Dunkeln, wo man sowieso nicht vorankommt, Vorteile hat. Inkonsequenterweise werde ich nun genau das Gegenteil davon versuchen. Espresso rein, (hab ich mir aus der Heimat mitgebracht, man weiß ja nicht in so einem Teeland), und raus in den Regen, der nun endlich auch mal mich erwischt. Mein Glück war ja kaum zu glauben. Egal, in Market gibt es ja mein 2. Depot mit Wechselplünnen, der Regen soll dann vorbei sein.

POCKLINGTON – MARKET RASEN                             84km                                                                             6:32

Panne und same procedure

Grummel
Grummel

Nach etwa 40km, ich bin gerade in einer kurzen Abfahrt knallt es: Hinterreifen platt.

Ich bin derartig deprimiert, daß ich nicht mal mehr zornig werde. Never Change a running system, so ein Blödsinn. Fahre ich Narr echt mit dem geflickten Reifen von vor 1500km nach London, weil er bis da gehalten hat. War doch klar, du Idiot…     Die geflickte Stelle ist intakt. 10cm weiter ein kreisrundes, ausgefranstes Loch. Es ist noch viel schlimmer: die Decke ist an der Flanke eingerissen, der Schlauch durch das Loch nach draußen gedrungen und geplatzt. Ich dichte das Dilemma mit mehreren Flicken von innen ab und setze auf Anraten eines Walisers von außen noch einen Kabelbinder drum. Dann geht es 45km mit halber Kraft und einem etwas schlappen Pneu weiter. Die 9 ist futsch, die schnurgrade Waldstrecke zermürbt mich, Wahnvorstellungen in meinem Kopf und vor Augen treiben mich zur Verzweiflung. Wie auf dem Hinweg ist das Einzige erinnernswerte die gewaltige Humberbridge.

MARKET RASEN – KIRTON                                                   68km                                                                             7:36

Hochofen

nur ein Viertelstündchen
nur ein Viertelstündchen

Nicht nur, daß ich bis hier wieder trocken bin, der Mechaniker vor Ort kann mir tatsächlich den defekten Reifen ersetzen, was er sich mit 36 £ allerdings auch ordentlich versilbern läßt. Ich beschließe, nochmals 2h zu schlafen, um meiner Depressionen Herr zu werden, und dann in der Morgenkühle zu weiterzufahren.

Es folgt nun eine Ebene, ein langes Stück auf Deichen entlang eines Flusses, schutzlos ausgesetzt etwa 30km/h Gegenwind und erbarmungslosen, schwülheißen 30Grad ohne ein Wölkchen am Himmel. Bei der Abfahrt hab ich noch gedröhnt:“nur noch ein schlapper 300er, mach ich jeden Samstag“. Ich treffe am Beginn dieser Etappe auch DIE Fehlentscheidung des Brevets, als ich die 50er Sonnencreme ungenutzt in meinen Kleiderbeutel schiebe, um sie nicht mehr schleppen zu müssen.

KIRTON – ST IVES                                                                                             81km                                                                               5:35

Jetzt nur noch Kleinkram

könnte man meinen, allein: der Wind und die Hitze bleiben, dafür wird die Strecke noch einmal richtig „scenic“. Endlose wogende Getreidefelder, winzige Sträßchen voller Schlaglöcher, Kurven und Anstiege. Hier verliere ich das einzige mal derart die Contenance, daß ich einen alten Briten auf die Frage, ob wir falsch seien, anblaffe.

„Certainly, we ´re wrong! Would have been too easy, just to go a little fucking downhill   instead of fucking uphill!!!“ krächze ich wütend in die mörderische Hitze.

Höllenglut
Höllenglut

Der Arme ist so schockiert, daß er sich nicht wieder traut mich anzusprechen, mein Vorsatz, mich zu entschuldigen wird leider nicht mehr umgesetzt.

ST IVES – Gt EASTON                                                                                 74km                                                                           5:55

Schier endlose Quälerei

Schwitzen ist keine Schande
Schwitzen ist keine Schande

Mich macht der Flüssigkeisverlust ziemlich fertig. Bin inzwischen beim achten Liter und halte noch ein weiteres Mal an einem kleinen Markt, um kaltes Wasser zu bunkern, ein Eis, das mir angeboten wird lehne ich dankend ab, zu klebrig, aber den Schub einer eiskalten Coke, den geb ich mir noch.   Manchmal schmeckt diese Plürre wirklich köstlich! So allmählich geht die Sonne weg, und der Wind beginnt die glühenden Glieder zu kühlen. Ob es, wie bei den Kamelen, dieses Erahnen des nahen Reisezieles ist, das in meinen Beinen plötzlich längst verloren geglaubte Energie freisetzt? Unter derlei Überlegungen erreiche ich die letzte Kontrollstation.

Gt EASTON – LOUGHTON                                                                 46km                                                                           2:49

Die wilde Jagd

Der letzte Teil des Tracks ist nicht vollständig auf meinem GPS. Daher gucke ich mir einen älteren Mann als Zugpferd aus, der auch ein Garmin hat, mithilfe dessen er seine Gefährtin, eine junge Frau, dirigiert. Anfangs versuchen sie, mich loszuwerden, aber das klappt nicht, zu flüssig fahren sie, genau mein Tempo und mit meinen erwachenden Energien wächst sich das Ganze zu einem furiosen Finale aus. Die junge Frau sitzt wie eine Eins auf dem Rad, ihre Beine kurbeln in einem rasenden Stakkato, als habe sie noch nicht 1300km in den Beinen, sondern sei grad erst eingestigen. Ich kenne zwar die Strecke von der Erkundung letzte Woche, aber es dunkelt und so bleibe ich dran, hinter der jungen Rennfahrerin und vor dem alten Herrn, dessen Rücklicht mich blendet. Wie ein Falke stürzt sie sich in die haarigen Abfahrten, so 50m vor mir, ich beobachte die Straße im Licht ihres Scheinwerfers und lasse im Dunkeln laufen, immer auf ihrer Linie. Die markanten Pubs, an welche ich mich erinnere, fliegen in schier unglaublich kurzen Abständen vorbei, ein Großfeuerwerk in der Ferne kündigt uns im Ziel an, rufen wir uns lachend zu, dann rasen wir durch Theydon Bois, der Campingplatz fliegt vorbei, in den Ort führe ich, bis zur langen, geraden Straße zur Schule, ins Ziel. Kurz davor nehme ich raus, die beiden haben mich mitgenommen, ich danke euch dafür, hat Spaß gemacht, aber die Zieleinfahrt gehört euch allein, Vater und Tochter, herzlichen Glückwunsch!

Etwas später bedanke ich mich erneut bei den beiden, dann rolle ich erschöpft und voller Gedanken zum Zelt.

Wie ein Gewinner fühle ich mich nicht, eher wie ein Überlebender….