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Eines sollte klar sein:
Wer bei eisigem Sturmwind, Schnee und Glatteis entscheidet, das Rad stehenzulassen, ist wahrscheinlich einfach nur vernünftig.
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Dennoch beobachte ich, seit ich vor rund 20 Jahren beschloß, das Automobil abzuschaffen, eine steigende Zahl von Mitstreitern, die – sei es aus finanziellen, ökologischen oder schlicht leistungsorientierten Gründen – auch in Eis und Schnee dem Rad den Vorzug geben.
Womit nicht jener junge Mann gemeint ist, der mir kürzlich auf meiner Straßenseite in dunkler Kleidung, ohne Helm und Licht mit Händen in den Taschen freihändig auf dem verschneiten Radweg entgegen kam.(War ja auch kalt…)
Der ist schlichtweg ein Vollidiot.
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Wer es (un)vernünftig angeht, braucht auch gutes Material, hier sind meine Erfahrungen der letzten Jahre:
Für die richtig harten Tage mit viel Schnee und Eis empfehlen sich ganz klar Spikes.
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In den norddeutschen Breiten hier lohnt sich das allerdings nur, wenn man diese mit einem Laufradsatz griffbereit an der Wand hängen hat, oder ein ausgemustertes Rad im Schuppen steht, denn für die drei Tage im Jahr lohnt es sich kaum, extra Reifen umzuziehen.
An den meisten Tagen kommt man mit den gängigen Straßenmodellen gut zurecht, allerdings leiden diese stark unter dem Splitt, den viele Gemeinden auf die Straßen streuen. Dieser Kram verbeißt sich ins Profil des Reifens und walkt sich mit der Zeit auch durch „unplattbare“ Pneus hindurch, was zu „schleichenden Platten“ führt. Meine Lösung dafür: Der „tannus„.
Wer sich mit griffigeren Profilen besser fühlt, sei gewarnt: Stollenreifen vermindern die Auflagefläche des Reifens auf Eis derartig, daß man hoffnungslos abfliegt. Die Profile für Tourenfahren eignen sich besser.
Ein weiteres Problem sind die – meines Erachtens – zun Teil völlig unsinnigen Mengen von Salz, die ebenfalls auf die Straße und in die Umwelt gelangen:
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Das Salz verbindet sich mit Wasser zu einer aggressiven Säure, welche gerade Aluminium erheblich angreift:
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Deshalb wäre ein alter Stahlrahmen sinnvoll, am besten doppelt gepulvert. So´n Schätzchen, was rumsteht, und man eigentlich wegschmeißen möchte…
Spätestens wenn die Streuerei vorbei ist, sollte das Rad mit sehr viel Wasser und Seifenlauge entsalzt und dann liebevoll mit mineralölhaltigen Lotionen gepflegt werden.
Die Reinigung mit Wasser hat jedoch – wie die Witterung an sich – den Nachteil, daß dieses auch in die Züge von Bremsen, Schaltung und die Gelenke einer Kettenschaltung eindringt, was gerade frühmorgens ärgerlich wird, wenn das Rad sich schlagartig in einen Singlespeeder verwandelt und nicht mehr bremsen läßt, weil die beweglichen Teile einfrieren. Zudem hält keine Ritzelkassette das Säurebad lange aus. Dagegen anfetten ist hoffnungslos.
Meine Lösung heißt:
Nabenschaltung mit komplett geschlossenen Zügen und hydraulische Scheibenbremse.
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Bei jener läßt sich daß Einfrieren der Bremszylinder mit profanem Türschloßenteiser wunderbar verhindern. Der Alkohol knackt das Eis, das Glykol verhindert das Einfrieren und wirkt antikorrosiv, ohne die Wirkung der Bremse zu beeinträchtigen.
Versuch das mal mit WD40…
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Eine feste Lichtanlage mit Nabendynamo ist unerläßlich, weil alle Alternativen durch Eis & Schnee unzuverlässig werden. Akkus taugen bei Temperaturen unter 0° nix.
Hast du nun dein altes Stahlschätzchen mit Nabenschaltung, hydraulischer Bremsanlage und winterfester Beleuchtung am Start kannst du – vorausgesetzt, du fährst nicht nur alle paar Wochenenden mal mit dem Rad in den Biergarten – eigentlich loslegen.
Doch, HALT!!!
Erst denke bitte daran, daß glatte Straßen viele Autofahrer mangels Erfahrung extrem anstrengen.
Sorge dafür, daß du SICHTBAR bist.
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Und vergiß bitte nie:
Egal, wie doof der Andere ist: