Dieser Titel beinhaltet selbstverständlich keinerlei politische Stellungnahme.

oder?

Durchs wilde Kurdistan

oder

Auf der Suche nach Sehir merkesi

Das muß eine unvorstellbar große Stadt in der Türkei sein, wo man geht und steht, führen einen Wegweiser dort hin:

Wo ist das nur?

Wie wird es dort sein?

Werde ich es finden? Auf Straßen, wo selbst

eisenbereifte Kanonen

einen Platten bekommen?

Eigentlich geht die Reise so los, wie man sich es im Klischee   vorstellt:

Flug 1554 THY 90min verspätet.

Trinkt man halt noch ein Bier, grinst sich eins und wartet bis ne halbe Stunde vor Start.

Am Tor hunderte von Menschen, die sich um den Eingang drängen, aber bald wird klar, daß nur ein Bruchteil derer, nämlich die mit den Plastiktüten, tatsächlich auch mitfliegen.

Der Rest busselt, winkt, busselt nochmal oder blickt dem scheidenden Angehörigen mit tränenfeuchten Augen nach, als werde man diesen niemals wiedersehen.

Das nächste Drama ist das Entkleiden (also Kopftuch ablegen) am Sicherheitscheck.

Ich ballere inklusive Kicklatschen alles in den Kasten, erfahre, daß meine Swisscard wieder politisch korrekt ist und Co Patronen für die Luftpumpe immer noch nicht. Gratulation HAJ, schämt euch SYD! Die hab ich nämlich in Oz gekauft. Ratet mal, wie die hierhergekommen sind!

Einsteigen: ein Ruck geht durch die Menge, Stoßen, Schlagen, Schieben als wäre es die Reise nach Jerusalem und der Letzte darf nicht mit. Ich laß mir den Espresso schmecken, steige als Letzter ein und darf auch mit.

Landung in Istanbul, die Triebwerke heulen noch im Gegenschub, da springt schon alles auf, reißt die Fächer auf und drängt zum Ausgang. Wie aufm Basar…

Na, irgendwann, nach über einer Stunde halte ich dann die kläglichen Reste meiner Radkiste in der Hand und beschließe die Sofortmontage zur Schadesfeststellung.

Schadensfeststellung

Eigentlich wollte ich ja nen Taxi zum Zeltplatz nehmen, aber nun muß ich halt fahren. Das stabile Ding von Franz hat’s unbeschadet überstanden.

Die Spur auf dem GPS sieht irre aus: 2002 bei Tage kam ich hier schon nicht klar, nachts um 2100 bei dickem Nebel ist es nicht grad besser. Und: Istanbul hat 12 Mio Einwohner.

Camping Ataköy? Find ich nich in dem Zores hier

Also Hotel. Das „Sheraton “ ( die haben da ne Piepschranke und offen liegen Taser und Tonfas rum) empfiehlt mir das „Marina “ , hier kosts nur 80. Die werden morgen staunen, was ICH unter Frühstück verstehe…     Ab Morgen drei Wochen trockene Sesamkringel und Wasser. Na, mal eben ein Bier anner Tanke is hier eh nich.

Noch nen Halben für 7.50 € und Bett.

Teurer Spass

7.11.2010

„Wenn du Istanbul mit dem Rad überlebst, ist alles Andere leicht „

Ein Bergradfahrer in BeÎiktas

Na bitte: irgendwo ruft der Muezzin und ich liege gefechtsmäßig untergezogen oberhalb zweier Dörfer auf einer Art Hochebene im Busch. Auf asiatischer Seite entlang des Bosporus und ab BETYKOY quer in die Hügel. Der Schmelztiegel Istanbul ist ein Gewimmel von verschiedenen Menschenrassen, manche Türken gehen locker als Westeuropäer durch, viele haben schon einen eindeutig asiatischen Einschlag und dann die vermeintlich typischen kleinen Menschen mit schwarzen Bärten. Raus aus der Stadt hieß die Devise, kein leichtes Unterfangen. Der Verkehr ist wahnsinnig anstrengend, aber das Prinzip beherrsche ich ja. Wie ich dem Radler auch sagte: “ Die tun mir weh, ich kann denen nicht wehtun „.

Im Versteck

Dumm ist einzig: Sonnenuntergang um 15:30. Nu lieg ich seit sechs im Zelt, zu Fressen hab ich auch wenig… na, so komm ich vielleicht um fünfe gut raus. Fürcht nur, es ist dann arschkalt.

8.11.2010

Döner mit saurer Gurke

hätte ich eher zuhaus erwartet. Aber hier werden auch überall Eingelegtes, Maronen und Pilze verkauft, offenbar wird Frischzeug rar. Wer kann, schlägt noch Holz im Wald. Auf ätzenden Straßen rolle ich durch die herrliche Herbstlandschaft, es könnte auch in Italien sein. Für einen Döner, Wasser und Tee hab ich 1,50 bezahlt. Fische, Salat, Brot und n Bier immerhin12,50.

Sile
Sile

Morgen werde ich das Meer verlassen und nach Süden, Richtung Kappadokien fahren. Da werde ich auch mal die Schnellstrasse nehmen müssen, aber bringt mich hin. So recht voran kommt man hier nämlich nicht.

Ich liege auf einer Anhöhe in der Nähe von AGVA. Um fünf geht der Wecker.

09.11.10

Leichtwahn bei Hochtechnikherstellern

In KANDIRA knallt es, und der Sattel geht nach hinten wech. Stellschraube abgerissen. War aus Alu. Wie kann man eine Federsattelstütze für 120kiloärsche mit ner Aluschraube fixieren!? Jetzt hab einen neuen Tankwartfreund und ein Dutzend Schüler zum Anhänger.

Neue Freunde

Der freundliche Kerl kapierte zwar nicht, was ich wollte, aber schleppte eilfertig Berge von ausgejackeltem Werkzeug an. Ich habs dann mit „Werkzeug “ und Knipex hingekriegt. Wenigstens hat mein nix – wegschmeißen – Wahn eine neue Bestätigung: keine Ahnung, warum ich DIE Schraube immer mitgeschleppt habe.

Vorher hatte ich schon im Dorf anne Tanke nach Cay gefragt: “ Kann ich Cay bekommen, lütfen? “   “ Nein, Cay habe ich noch nicht. Machen eine Pause! “   Dann hat mich der gute Mann mit nem Kaffee bei Laune gehalten, bis der Tee fertig war. Bezahlen durfte ich nicht. Er hat 20 Jahre in Bremen bei Vulkan gearbeitet.

Cay lütfen!

Später eilte ich auf der Stadtautobahn um IZMIT herum, da stand ein junger Kerl, hielt eine Tüte in der Rechten, Wasserflasche in der Linken rief irgendwas und rannte wie beim Rennen neben mir her. Ich hielts fürn Witz, lachte, winkte und kurbelte weiter. Kurze Zeit später blockierte er den Standstreifen mit seinem Renault, hielt mich an und schenkte mir diese Tüte zur „Begrüßung “ Ich hab echt geschluckt vor Freude. In der Schachtel vermutete ich Pide. War aber eine dieser entsetzlichen Süßigkeiten. Einmal mehr dachte ich an die Geschichte von Jack London und dem Kuchenpaket: die Alte Dame hat es nur gut gemeint, und er hätte alles für ne Stulle mit Fleisch gegeben.

Zuckerzeug

Nun liege ich an der D 650 nach Antalya in einem Steinbruch. Diese Strasse wird mir wohl nicht den Gefallen tun, nachts so still zu sein wie gestern die Bergstrasse.

Morgenstimmung bei GEVYE

10.11.10

Versteckspiel

So, nun wollen wir mal sehen, was der alte Landser noch wirklich draufhat: die Galgenvögel an der Tanke in DEDELER haben, nachdem ich erfuhr: „nächstes Hotel in 59km “ und resigniert Ekmek, Käse, Wurst und Oliven kaufte genau kapiert, daß ich mich irgendwo ins Gebüsch hauen werde. Licht ausgelassen, Kopf geradeaus, nicht suchend wirken und los.

Ein Biwak wird gesucht: an einer Stelle mit der auch Ortskundige nicht rechnen, also keine der vielen Einfahrten ins Feld.

Da: eine schmale Fußspur, 1m Böschung hinunter, peilen – keiner zu sehen – ungebremst runter(Spuren vermeiden).

20m zurück, direkt unter der Strasse, noch von Fichten gedeckt ein Grasfleck.

Schnauze, runter, beobachten, lauschen – nichts.

Perfekter Platz

Peinliche Licht und Klappertarnung, Zelt hoch, Schlafsack. Essen, noch elf h bis Sonnenaufgang, Rechnerakku leer, Schreiben geht aber eh nich, Bildschirm zu hell.

Wie es dazu kam?

Todmüde und hungrig bog ich von der grausigen Fernstrasse bei GEVYE Richtung ANKARA ab, auf die Nebenstrecke. Das Zelt hatte auf einer schiefen Ebene gestanden.

Echt bequem.

Auf der anderen Flußseite fand ich dann die hübschen Unterschlüpfe, die ich wegen der Kerls im Supermarkt nicht mehr sehen konnte. Hätte sogar Feuer machen können.

Zum Glück scheint es hier in den Bergen Brauch zu sein, Brunnen statt Kapellen zu stiften. Ihr wißt ja: meine Freiheit beginnt dort, wo ich das Wasser aus der Erde trinken kann.

Frisches Quellwasser

So mühe ich mich 70km bis GOEYNUEK, wo ich ins Hotel will. Am Ort stelle ich fest: Pass noch zwei km, na, Attacke! Drüben in SUSUZ nix Otel nix Market. Der Bengel sagt: „One kilometre „. Gas. 1km, 2, 3 – nach 10 km die besagte Tanke. Hammel!

Ach so: zehn auf türkisch heisst „on „. So kam es wohl.

11.11.10

Föhnix ausser Asche raus

Wie der fühl ich mich heut. Die positive Wirkung der ersten Dusche seit Sonntag früh(nur mal’n büschen am Brunnen geplanscht) ist ungeheuerlich. Ich beschloß schon gestern, heute – wann immer ich ankomme, in BEYPAZARI zu bleiben. Kurz nach Mitternacht hatte ich nochmal etwas Streß im Zelt, weil eine kläffende Hundemeute umherzog und ich echt dachte, jetzt kommen Sie. Waren aber wohl wilde, die keifend durch die Nacht zogen.

Die armen Viecher sind echt die Verlierer dieses Landes: man trifft sie überall, viele gucken nur, viele pennen aber manche nehmen wütend bellend die Verfolgung auf und alarmieren so eine ganze Meute. Bis auf einmal (gezielter Kopftritt, mach das mal und balancier dabei so’n Gespann) reichte aber ein gegrolltes „AUS “ wie von der guten alten Venuse. Das bringt sie lang genug aus dem Konzept, um wegzusein.

Heut früh jedenfalls gings dann gleich nach dem Einrollen zackig auf den nächsten Paß, fast 1200m hoch. Aber dann wurde das Tal immer weiter, die schneidende Kälte wich spätherbstlichen 24 Grad und es roch nach feuchter Erde, wie zuhaus.

Wilde Bergwelt
Hinein nach Anatolien

Um 9 hatte ich schon 50km bis NALLIHAN geschafft, ging ja auch nur bergab. Klasse.

Sariyar Baraji

Dort ging ich in einen Laden, bat um Kaffee(also diese Nescafeṕlürre, die hier alle trinken, ich glaub die Kaffeesäcke 1683 vor Wien waren die letzten), der Wirt wollte schon ablehnen, Befehl vom Nebenmann und schwupps: Kaffee. Als ich zahlen wollte, Fehlanzeige. Hab mir für das Geld Tomatenspätlese gekauft. Die reifen hier am vertrockneten Strauch nach und schmecken… ohne Salz und Pfeffer aufgefressen.

Wadi

Dann öffnete sich das Ganze nach Anatolien hinein, und ich muß sagen, daß ich vermute, der Herbst ist die beste Zeit um hier zu reisen. Das leicht diesige, schräge Sonnenlicht holt wundervolle Kontraste aus der Landschaft. Und temperaturmässig möchte ich hier im August lieber kaltes Bier im Schatten trinken. PUSTEKUCHEN!!!!

Von wegen, auf Hawaii gibt €™s kein Bier. Ihr verlogenen Hunde, ihr sauft kein Bier?

Wer schmeißt denn dann die ganzen Efesbüchsen in den Strassengraben? Die Touristen, jaja, weil es hier alle 70km mal n verwanztes Hotel gibt, kommen die in Scharen. Ja, nee, is klar.

Wer war das?

Na, hilft nix, weiß ich mal wie sich ein kalter Entzug anfühlt.

Ich bin dann jedenfalls am Sariyanstausee vorbei bis hier gefahren, hab mir noch in der Autowerkstatt die Kette spannen lassen und bin dann ins Hotel. Dusche, WC und Frühstück 25 €. Im ersten Laden am Platz!

So hart es war, erst das Pferd und Zaumzeug, aber dann:Duuuuuuuuuuschen!!!!!

Und dann: Essen gehen. Salat, Brot, köstlich gebutterter Reis, wie es nur die Orientalen können und in Pfefferschoten geschmortes Huhn. Dazu Wasser(seufz) und Cay.

Mal nicht son Ekmek!

Ich freue mich auf eine Nacht im Bett.

Fehlen wird mir der Wahnsinnssternenhimmel.

ErFAHRUNGSbericht

Neulich bekam ich mal mit, wie Franz einen Kunden beschwor, aufzupassen, daß er kein WD-40   auf die Scheibenbremse bekommt.

„Das kannste vergessen, dann sind die Beläge hin, nur eine Spur, und da geht nichts mehr „.

Stimmt so nicht ganz, Franz:

Wenn man ein 10km langes Gefälle von ca 7% hat, und der Wind grimmig genug von vorn kommt, daß man sich nur mit Vorderbremse traut, dann knallt man da mit leicht angezogener Hinterbremse runter bis sie richtig schön rot glüht. Und dann noch ein bißchen. Schon ist das Teil wie neu! Einfach verdampft, das Zeug.

Tip an Euch Leser:

  1. Wenn ihr keine solche Strecke vor der Tür habt: Scheiben reinigen, Klötze neu
  2. Heißt Ihr Mäxx? Nein?                                                                                             Scheiben reinigen, Klötze neu.

Franz wird helfen

Reise fast beendet

Ein wild gestikulierender Türke bedeutet mir aus dem Auto, ich hätte da hinten etwas verloren. Ich steige ab, überprüfe alles und denk mir. “ was hatter denn, der Spinner? „

Dann fahr ich weiter Richtung ANKARA Zentrum. Ich habe den Camping Bölür nicht erreichen können, weil er in Gegenrichtung an der baulich getrennten Schnellstrasse liegt.

Ankara,Vorstadt

Drum dacht ich mir: is ja noch 11/2h hell, Altstadt, Hostel, ab dafür, hier kann man den Smog greifen, es ist eine Inversion. Du siehst über dir blauen Himmel und rundum wie ein Stadion eine braune Glocke.

Dicke Luft

Mein Mund brennt, ich glaube, wenn es regnet muss ich einen säurefesten Mantel tragen. Mal einen Schluck …   trinken   …     ACH DU VERDAMMTE SCHEIßE!!!!!!!!!!!!!!!!!     Der Trinkrucksack ist weg!!   Das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: gestern spielter noch Cowboy und Indianer und heute latschter ohne Rucksack los, der alte Narr!   OHNE ES ZU MERKEN!!!   Drin sind natürlich Kamera, Handy, Geld, Karte…   Hatte das Ding am Zoo auf den BoB gelegt, um die Jacke überzuziehen… das muß in GAZI am Bahnübergang gewesen sein, da war son Geschrei.

Jetzt aber Kette. Voller Panik rase ich dorthin zurück, die Schrankenwärter pfeifen und winken, einer lotst mich über die Strasse, drückt mich aufn Schemel und mir n Cay in die Hand. Es sei alles gut, man habe die Tasche überprüft, darin seien das und das gewesen und diese bereits der Jandarma übergeben. Die rufe man jetzt an, dann kämen sie zurück.Man habe doch noch gerufen und mitter Trillerpfeife…   Jungs, hier trillert und ruft doch ständig einer…

Ich bestaune noch den Umstand, dass in ANKARA modernste Eisenbahnzüge verkehren, aber der Wärter die Schranke noch von Hand kurbelt, als die Polis auch schon erscheint, und freundlich darauf besteht, dass ich den Inhalt überprüfe.

Es fehlt nichts.

Meine braven Helfer lehnen einen Finderlohn höflich, aber bestimmt ab.

Unendlich erleichtert fahre ich weiter.

Nun habe ich natürlich mein altes Problem: Im Dustern in einer fremden Großstadt.

ANKARA, Festung

Hier ist ein Chaos, es ist Rennstunde, ich gehe kurz entschlossen ins „Angora „, mache einen Deal für 50 € mit Frühstück und gebe zum ersten Mal im Leben einem Hoteldiener Trinkgeld.

Das ist ein Palast hier…

Vornehm geht die Welt zugrunde

Der Rest des Tages war eigentlich langweilig. Radfahren eben.

Türkengeschichten

Ich nehme eine Flasche Deo, er sagt sechs Lira, ich gebe einen Fünfer er sagt is ok.

Der hat mich doch beschissen, oder?

Der Kellner malt wortlos für zwei Kaffee eine drei, ich sage „ütsch lira “ und halte ihm fünf hin, er redet was mit „ütsch “ und gibt mir drei wieder.

Rührend: Der Bauer, der ein Schaf an der Leine auf der Hauptstr. in die Stadt führt(dort oben sind die Fleischer) Es bockt, und der alte Mann läßt es fast mitleidig blickend noch ein paar Blättchen aus der Rabatte zupfen.

Das GPS lenkt mich hervorragend durch die Aussenbezirke Ankaras. Irgendwann erreiche ich die Istanbul Yolu und nun muß ich fragen: Am Tor erscheint ein freundlich grinsender Posten. Ich frage nach Camping Ömür er grinst noch breiter und es folgt ein kurzer, knapper Redeschwall von dem ich kein Wort verstehe. Aber die begleitenden Handzeichen verstehe ich. Ich danke und ziehe weiter. Soldatensprache mit den Händen ist international. Auch nach 20 Jahren.

In der Dämmrung schenkt mir ein Junge vom Obststand eine reife Kaki. Schmeckt wie Dattel.

13.11.Nix wie raus aus Ankara

Morgens Palast geräumt, noch exzessiv das Büffet geplündert und ab zum Atatürk Mausoleum. Darfste mit Rad nich rein. Ich könnts ja aufn Parkplatz stellen. TsTsTs…

nette Türkische Eigenschaft: wenn ne Diskussion nix bringt gehen se einfach weg. Aus!

Bin dann zur Festung hochgeastet und hab dort wenigstens eine halbe Stunde Frieden bei einem RICHTIGEN Türkischen Kaffee genossen. Dann hab ich’s Garmin auf „Weg hier “ programmiert.

Kaffeepause

ANKARA ist ja mal ne Felsnadel mit einer uralten (UR – alt, hihi, soviel jünger als UR ist die echt nicht) Festung und Stadt drauf. Letztere liegt in dem Talkessel darum und ist, seit Atatürk sie zur Kapitale machte, förmlich auf 4mio Einwohner explodiert. Stehst du drin, siehst du ringsum die steilen Berghänge, guckst du richtig, siehst du: alles Hochhäuser, im Smog kaum zu erkennen. Das Ganze ist umzogen von riesigen Kasernen.

Würg. Was reinigt der da?

Bis auf zwei spassige Erlebnisse mit einem Paar, das mir Obst schenkte und Alpert und Ümit, die nach Syrien trampen, ein Arbeitssieg.

Ümit & Alpert

Aber dann gings richtig los: die Kornkammer Anatolische Hochebene fährt sich auf der breiten Strasse toll. Ich zelte nun nach über 100km am Ostufer des Tuz Gölü, ein riesiger Salzsee. Bin zufrieden.

Am Tuz Gölü

14. 11.10 Agrarproduktenschau

Vieles an Obst u. Gemüse hab ich ja nun schon gesehen. Heute sind Melonen dran, und Nüsse. Wenn ich an den improvisierten Ständen voller Melonen entlangsause, läuft mir vom Duft das Wasser im Mund zusammen. Allein, die Dinger krieg ich nicht transportiert.

Einkauf

Aber lecker gesalzene Nüsslein habe ich gekauft. (Sicherheitshalber geröstet).

Doch erstmal zu meinem Zeltplatz:

Wir fingen an bei 10TL. Tost, Kahve, Dusch und Klo+ ein Kebap waren wir dann bei 25TL.

Egal, war Dunkel, ich denke ja hier biste sicher, Camping und so. Aufs Kebap hat er löffelweise dies rote Pulver geknallt, genug um Absicht zu sein. Wenn der wüßte, wieviel son Zeug ich pro Jahr verbrauche. Kalt wars auch.

Dann dreh ich mich um, alles duster, Typ weg, Scheißhaus abgeschlossen. Morgens um ACHT (21/2 h nach Sonnenaufgang) kommt der an, knallt mir ein in fettiges Papier gewickeltes plattgedrücktes Hamburgerbrötchen hin und knurrt „Tost.Tost. “ Kaffee: is nich.

Und dann hat mich dieser stinkende Sohn einer räudigen Hündin auch noch beklaut.

Entsprechend gelaunt ging ich auf die lange Strasse und quälte mich mit dem verfluchten Makkadam. Wenn Strasse kaputt, verteilen die darauf so eine Teerbreipampe und walzen darauf groben Splitt fest. Rollen tut das nicht eben. Hier haben sie halt Basalttuff, damit hat man sich früher die Hornhaut von den Füßen gehobelt. So sehen die neuen Pellen auch aus. Was die Tonner losreissen, sammelt sich am Rand, wo es dich mit dem Rad sofort umschmeisst.

Toller Strassenbelag

Hatte ich in den Bergen, ist aber nix passiert. War ein schicker Stunt.

Dann hatte ich den ersten Plattfuß. Zum Glück ist hier ja mindestens alle 10km ne Tanke mit Otolastik(Vulkanisateur). Der Typ war mit nem Kunden beschäftigt, fragte kurz, ich zeigte, sagte „Problem “ und bekam: den Finger.

Da hab ich mit seinem Kompressor mein Loch gesucht, n Flicken draufgeklebt und alles schön gemacht, während Arschloch Muskelprotz zu meiner Freude am ziemlich Neuwagen seines Kunden einen Radbolzen abriß.

Hab auch noch „Tschüß “ gesagt.

Und freundlich gelächelt.

Links von mir die Tuffhügel, aus denen das viele Wasser in den Salzsee fließt, rechts der Tuz Gölü. Vorbei an Orten mit klangvollen Namen wie: ÎEREFLIKOÄŒISAR, DEVEKONAÄžIĈIFTLIÄžI oder ASAÄžIKABAKULAK. Vor mir schält sich ein recht unfreundlicher Geselle aus dem herbstlichen Dunst:

Hasan Dagi

die Form erklärt seine Entstehung.3268m hoch, der Kollege.

Am Strassenrand macht ein Mann neben seinem Lieferwagen die „komm her, setz dich! „

Geste. Er sieht vertrauenerweckend genug aus, ich setze mich auf eine Obstkiste und bekomme großzügig von seiner Frau Melone vorgeschnitten, dazu einen dieser köstlichen Sesamkringel. Die Melone ist so herrlich, daß das Wasser danach bitter schmeckt.

Ich erzähle in kurzen Worten meine Tour, ein paar bewundernde „Allah! “ später rolle ich weiter.

15.11.10 Rumgeeiert

ein kaltes Efes in der heißen Sonne. Endlich fühlt sich das hier mal wie Urlaub an. Nee, Quatsch, habe in AKSARAY genächtigt, wo ich die Erfahrung machte, (wie seinerzeit in England), daß freies Net nix bringt, wenn deine Tastatur kein Türkisch spricht. Seufz. Gestern Abend habe ich mal geschlemmt, mit Blick auf eine Moschee von1414 ganz unfromm ne Flasche Roten getrunken und einen Stadtbummel gemacht.

Seldschukische Moschee, Aksaray

Ist schon faszinierend, wie schnell hier nach Sonnenuntergang die Bürgersteige hochklappen. Bin dann gemächlich am Morgen Richtung

Peristrema Tal

dem türkischen Grand Canyon gerollt, hab unterwegs ne multinationale Reisegruppe mit Stories bespaßt und dann das Tal beguckt.

In den Tuff gekloppte
Olle christliche Kapellen,

bißchen touristisch ausgebaut, wie alt das alles so ist, naja. Aber wildromantisch, mit tollem Licht. Die Landschaft hier ist herrlich, ein gewaltiger Vulkangürtel, der alles das aufgeschüttet hat, was ich mir die nächsten Tage anzusehen gedenke.

Ihlara
Tanz auf dem Vulkan

Nach einem längeren, sehr angenehmen Gespräch mit der deutschsprachigen Besitzerin des Restaurants dort ging ich auf deren Empfehlung hier in eine kleine Pension, Akar, bin der einzige Gast und der Wirt ist äußerst zuvorkommend, er hat fast vorgeschlagen, daß ich bei Sonnenaufgang frühstücke, damit ich zeitig loskomme. Dank der Hinweise von den Leuten hier hab ich nun einen klaren Plan.

Weiter geht ´s

16. 11.10 Kurban bayrami

Kein Wunder, dass das Schlitzohr so zuvorkommend war: hier ist Opferfest, das heißt, der Muselmann flippt im Kollektiv vier Tage lang aus. Der wollte morgens in die Moschee. Für mich bedeutet dies einen ernstzunehmenden Versorgungsengpaß: hier arbeitet niemand. Also muß ich in Richtung der großen Tourizentren ausweichen, sonst gibt €™s nix zu essen.

Ich bin in NIÄžDE, hier war eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang Schicht. Einfach Schicht. Jetzt ist überall Party, aber nicht für den Giaur. Sie sehen mich wohl auch nicht als bedürftig für einen Anteil am Opferlamm. Aber ich hatte auch ein schönes Erlebnis, als ich morgens um halb neun ins Dorf kam, bot mir ein altes Mütterchen Süßigkeiten an und ein junger Bursche Kölnisch Wasser. Dann durfte ich allein in der unterirdischen Hethitherstadt rumklettern:

Weinfabrik
Karawanserei

Dann eine Riesentour durch   Kappadokien über Tage, das ist ja ein Lanzarote für Große.

Ein Kegel folgt dem nächsten.

Es ist so groß, daß man nicht ständig vor

lustigen Tuffmützen steht,

die muß man schon suchen. Weil ich ja schon meine Stadt hatte, hab ich mir dann DERINKUYU geschenkt, zu viele Touris, macht keinen Spaß.

Kilise schlecht gewartet,

mangels Bodenpersonal…

Kappadokien – berühmt für Terrakotta

Nun steht vor mir schon der Taurus:

Toros Daglari

Den pack ich mir morgen früh. Wetter war ein Traum.

Äh, ich glaub, ich weiß jetzt auch, warum das Hotel so billig ist…

der Wirt im Aufenthaltsraum

Killikische Tore

warens nicht, da stimmt meine Karte nicht. Die sind weiter westlich, wo der Göynük aus dem Taurus kommt. Da is Barbarossa drin ersoffen.

Da lieg ich im Wald,

Pinienwald, bin wohl endlich in der richtigen Türkei angekommen.

Wollte unbedingt noch den letzten Pass erreichen, die Strasse ist parallel zu einer neuen Autobahn, nichts los. Geologisch wirklich interessant hier, muß mich mal belesen, wie das kommt, daß die Vulkane immer jünger werden und dann plötzlich dahinter ein riesenhaftes Gebirge steht. Der Wechsel war optisch ein Hammer, konnte nicht oft genug anhalten.

Nur mein Freund der Wind, Der kam immer von vorn. Die 200km bis ADANA durchzufahren war Utopie, klar, aber …   egal, es ist wie es ist, der Platz hier ist gut.

Mal sehen, wie ich zurecht komme, wenn ich wieder arbeite. So elf h Bett täglich, das prägt.

Campingplatz in ADANA weg!

Jetzt habe ich schon den 3.Tag Opferfest überstanden, im Verkehr ist’s ja angenehm. Heute hatte ich geplant, ADANA zu nehmen, mich auf den Camping zu packen und einen Ruhetag zu machen, mit Berber und Hamam. Finde den Ort ohne Problem, nur da steht eine Hotelanlage. 200TL ein Einzelzimmer. Und tschüß!!! Also weiter, auf dem Weg nach Osten besuche ich noch kurz INCIRLIK, wo ich vor 20Jahren mal drei Tage auf der Airbase rumhing. Um Gottes Willen ist das ein Loch! Ich dachte schon,   Langendamm war übel..

also weiter durch dieses riesige Delta, gebildet von Seyhan, Ceyhan und zahlreichen Nebenflüssen. Hier schmecken geklaute, unreife Orangen vom Baum besser als die zuhause.

Die haben, scheint ´s, Bodenpersonal

Mal sehen, wie’s weitergeht, ich werd auf alle Fälle noch etwas campen müssen, Schotter ist alle. Sind ja nur noch 435km bis Diyarbakir.

Draußen flippen se   vor sich hin: Feuerwerk, Musike….   ich hab eben noch n Klasse Kebap in soner richtig speckigen Bude gehabt. Teller Salat, scharfe Beilage, bin satt wie was. Zweifuffzich. Mehmet, wenn ich nach Hause komm!

Türkei Islam, Fahrrad is lahm, Mäxx is lahm

Draußen feten sie wie wild. Letzter Tag vom Opferfest und Wochenende.

Dorfmusik ist auch nicht mehr,

was sie mal war.

Kühl: der Muezzin johlt los, dem „Musiker “ tippt einer auf die Schulter und: Pause.

Allah hat ein künstlerisches Verständnis.

Mein Tag: Kette in zwei Hälften gerissen, das muß man auch erstmal schaffen. Hatte schon son komisches Gefühl, das Spannen vor Tagen half ja nicht viel, und nun hatte sie schon wieder diese Runterrutschtendenz. Ich inne Schrauberbude, „Problem „, er ganz der Herr der Lage , na gut, wir haben es dann zusammen gemacht, mit Topeak Tool Kettennieter und 9-fach Kettenschloß.

Reparatur geglückt

Hatte der noch nie gesehen. Aber gleich kapiert. Man gut, daß ich zurück ins Kaff bin, im Aussenhinten hätte ich mit den 2 Gliederbrüchen doof dagestanden. Aber zeigt mal wieder, wie schön Mäxx den Fuß ruhighält, wenn was komisch ist. Die zweifuffzsch, die der Typ dann verschämt wollte, hat er bekommen.

Hin

Morgen wird es dann ganz schlimm, wenn das Kettenblatt vorn platt sein sollte. Zeigt die neue Kette. (Hab noch nie eine mitgehabt. Sollte ich wieder lassen.) Dann is aus.

Danach: inne Fischkneipe, Kalamar, Salat etc. Danach: Was kostn hiern Hotel? Nur noch Lust auf am Meer sitzen und genüßlich in den Sonnenuntergang trinken.

Kalamar muß sein

Dorfspaziergang: Die Fischer hier fassen sich echt noch an den Kopf, wenn man nach ihrer Arbeit fragt, und ob man photographieren darf. Eine olle Festung schützt den Hafen, die offenbar aus einem römischen Tempel zusammengeschustert wurde, ein Jammer, irgendwer hat hier auch mal ausgegraben, aber nix zu erkennen.

Yumurtalik
Richten einer Schleppangel
Wenn bei Yumurtalik die rote Sonne im Meer versinkt…

Abends den Fischern beim Rausfahren zugesehen, dieser Ort ist ein echter Traum.

Nun sitz ich bei Deniz, kippe vier Tage zu spät meinen 1000km Raki und schaue, wie draußen die Lichter der Boote funkeln,

20. 11.10 Rambo wacht über mich

Kalkulierte Nachtfahrt im Großstadtdschungel. Meine neuen Freunde waren alle so nett, daß ich viel Zeit vertat. Erst hab ich in der Lokanta gelost, ob ich nach Norden oder Süden fahr,

Tee geschenkt,

dann rief mich 50m weiter Fatih, der Sicherheitsmann aus Istanbul an seinen Stand zum Kaffee.

Fatih aus Istanbul

Gut, ich hatte schon länger ein Auge auf seine Fruchtfrüchte geworfen, er schenkte mir dann von seinem Stand ein Sortiment, an dem ich Tage esse. Zumal mich hier ALLE mit Obst vollstopfen, ist ein riesiges Anbaugebiet. Hielt die Bauern, die anhielten, nicht davon ab, mir auch noch welche von ihren Mandarinen zu schenken, die seien leichter zu pellen, ich würde schon sehen.

weitere Geschenke

Wenn ich hier draufgeh, dann an Zitrusobstipation. Das Anbaugebiet ist übrigens seit 333v. Chr. als ISSOS in die Weltgeschichte eingegangen, als Alex der Große hier sein Weltreich festigte. Äh, schon mal Datteln vom Baum gegessen? Oder große Dattel, Kaki, hier bekannt als Kurma? Mein Gastgeber, bei dem ich für 2,50 € zelte, ist kaum zu bremsen.

Dem gehört Rambo, ein Schäferhund/Kangalmischling, den hat er mir zur Seite gestellt.

Was für ein Kamel!

Dann war da noch die Garküche kurz vor ISKENDERUN, mußte ich auch Fotos machen.

Produktion von Süßigkeiten

Hier ist schon bald Syrien, merkt man an der Art der Leute irgendwie… den Camping hab ich auch nur wegen eines Syrers gefunden, bei dem ich zu Trinken kaufte, um mich hier irgendwie an den Strand zu packen. Der war richtig besorgt, „laß dich hier im Dunkeln von keinem anhalten! „. Danke, Mann, schon lange nicht mehr…   davor hatte mich ein Tankwart in Iskenderun mit seinem Moped auf eine Art Stadtpark gelotst, mitten im Vorort, das ging natürlich null. Dazu: Tausende von Fledermäusen.

Nun sitz ich schön am Meer, Vollmond is, und Morgen… jaa, Morgen…

Besser geht ´s nich

Eine arge Schinderei 19.11.10

Erst kam ich ja mal wieder nicht los, es gab Frühstück: heiße Milch, selbstgestampfte Butter, Oliven, Gurken, das übliche, Dattelmarmelade

und alles aus dem eigenenGarten.

Bezahlen ging nicht, „Deutschland, Turkiye eine große Familia „. Abgebusselt wurde, dann fuhr ich die Küste weiter runter. Eigentlich ist schon entschieden, daß ich durch Syrien fahre, aber ich gestehe es mir nicht ein. Nun, bis ARSUZ gab es dann ein paar km Baustelle, dafür gab es dann ab KALE gar keine Decke mehr.

geheimnisvolle Schlucht
Aussenhinten. Hatte ich einen Schiß, daß die Straße aufhört…
Komischer Felsen, nicht die Amis

Nach den 20km Wellblech durchquerte ich dann SAMANDAÄž, auf den Resten von SELEUKIA PIERIA, da gibt €™s nochn Tunnel, den irgendwelche Sklaven für Titus schippen mußten, aber ich wollte da weg. Jahaaaa, weg…   bis ANTAKYA welliges Profil, ein Ort am nächsten und die kompletten 17km Baustelle. Mann, sah ich aus. Bin nach der Dusche fast weggepennt, habe mich dann aber gerappelt und ins Nachtleben von Antakia, dem antiken Antiochia gestürzt. Da lebten 200 Jahre   v.Chr. 500 000 Menschen! In den Gäßchen hier könnte ich Tage rumlaufen. Hier ist richtig Multikulti, Juden, Christen und Moslems unter einem Hut.

Absteige

Und überall Musik. Ich bin in einer 20 € Absteige im Zentrum, fast hätte ich noch das Rätsel um Sehir MerkeÅŸû gelöst, aber dann waren die Schilder weg. Und ich wollte in Sicherheit sein, rundum war soviel Licht, hier ist mir zu dicht besiedelt zum Zelten. Morgen geht es dann zur Petruskirche.

20.11. Sehûr merkeÅŸû verloren

Muß also tatsächlich in der Türkei liegen, ich bin nämlich in ALEPPO, Syrien. Dieses Land, so garnicht unähnlich der Türkei, aber eben doch ganz anders, hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Ich bin auf eine Einladung hin privat untergekommen. Hier ist die Zahl derer, die einen ansprechen, ob man Hilfe braucht noch ungleich größer als nebenan.

Aber zunächst zur Petruskirche. Ich hatte freilich damit gerechnet, daß ich morgens um Acht da nicht reinkomme, weil eine Wallfahrtsstätte natürlich zum Wohle des Klerus ganz weltlich mit einem Obolus belegt wird. Wie noch viel weltlicher es dort zugeht erfuhr ich so:

Klappe zu, Petrus tot.

Ich fragte einen etwas schmierigen Mann dort, ob ich richtig an der St. Peter kileÅŸû sei, was mir bestätigt wurde. Ein kleiner Kerl von ca .14 tauchte auf und erbot sich, die Kirche sei ja zu, mir eine schöne Stelle zum Fotografieren zu zeigen. Ich mit, er klettert ein Stück einen Pfad hoch in eine Grotte, aus der man einen mässigen Blick auf

das verdreckte ANTAKYA hat.

Als ich gehen will, nötigt er mich erst zum Setzen, ich gehe aber, da hält er meinen Arm fest, jault laut rum , packt mir an den „TÜÜÜÜÜT “ und macht eine schleudernde Handbewegung. Wutentbrannt marschiert Mäxx im Stechschritt ab, solche Fotos will ich nicht, der kleine Stricher rennt mir lamentierend hinterher, bis ich demonstrativ einen Stein aufhebe, da verzieht er sich mit dem Mann, seinem Zuhälter, in eine Ruine.

Ich schwöre: der nächste Kerl, der mich „Joe “ nennt, kriegt pauschal die Fresse eingeschlagen. Egal, wie alt.

Nach dieser ermutigenden Erfahrung eilte ich mit Rückenwind pfeilgerade zur Grenze, bekam problemlos ein Visum und reiste flankiert von drei Franzosen

(DIE hatten Probleme, vielleicht ganz gut daß wir unsere Protektorate schon `18 alle loswaren)

nach Aleppo weiter. Nun bin ich beim sehr netten Dr. Baderkhan und seiner Frau, morgen machen wir eine kurze Stadtbesichtigung. Der Weg nach Diyarbakûr wird wohl etwas stressig werden. Ich kanns mir aber nicht entgehen lassen. Aleppo ist als einzige Stadt im Orient komplett aus behauenem Kalkstein erbaut.

23.11.10

Unterwegs in den Soukhs

Nach einem kräftigen Frühstück hat mich mein Gastgeber in einer Art „Knallbesichtigung “ durch Aleppo geschleift. Wir fuhren mit dem Bus

zur mächtigen Zitadelle,

von dort wanderten wir ein Stück durch die Marktstrassen und kauften

Gewürze und Nüsse.
Soukhs
Fleischmarkt

Ich sah wunderlich gekleidete Menschen, aufwändig gewandete, teils umwerfend hübsche Frauen (interessant, wie frech die unterm Schleier vorgucken und „hello “ sagen)und viele fremdartige Früchte und Kräuter, versteckte Ecken, Treppen und

Moscheen,

es hat was von 1001 Nacht. Die Trasse des Orientexpress Richtung Baghdad, das Hauptpostamt, den Stadtpark und nicht zu vergessen: die Parteizentrale der KP. Alles in Allem nur ein paar Einblicke.

Zuhaus wartete Frau Dr. schon mit einem Kreuzüber aus Deutscher und Syrischer Küche, gekrönt von dem herrlichen Kaffee mit Kardamom drin.

Als wir dann soweit waren, hatte es wenig Sinn, noch loszufahren, und ich nahm die Anregung dankend an, erst morgen früh zu fahren. Schief gehen darf aber jetzt nix, sonst gibt €™s ein Problem. 430km in drei Tagen. Randonneursverdächtig.

Aber einen richtigen Ruhetag mit netten Gesprächen brauchte ich auch mal.

Inschallah! 25.11.10

Alsdann ging es gestern morgen zum Endspurt. Der Wind von vorn, die Gegend topfeben und die Erfahrung, daß im Orient geradeaus nicht zwingend geradeaus sein muß. Sah noch ein paar hübsche Vororte,

in denen ich unter Garantie der erste

Tourist war. Nettes Käffchen an ner Tanke, gelangweilte

Tankwarte sind oft spendabel und interessiert.

So erreichte ich im Dunkeln KOBANI, heisst nach der Compagnie aus Deutschland, die dort mal Zwecks Strassenbau nach Baghdad war. Ich radebrechte einen Mann an, wo es denn in die Türkei gehe, der blitzte mich nur verächtlich an und ging weg, als ich bereits auf Deutsch angesprochen wurde. Der Grenzübergang sei geschlossen, ich müsse 70km weiter. Inschallah! Das Ende vom Lied: diese netten Kurden luden mich kurzerhand ein, bei ihnen zu schlafen, und verwöhnten mich nach allen Regeln der Kunst. Auch für die Nachbarn war ich die Attraktion des Tages. Ich fühlte mich in diesem glühendheißen Bett aus Lammfell derart wohl, daß ich erstmal zwei Stunden verpennte. Inschallah!

Abendessen
Fotostunde
Hausmusik
Abschied

Hamade brachte mich auf die richtige Strasse und ich rollte los, den Wind wie immer aufer Fresse, im Niemandsland durch olle Dörfer, wo der kommunistische Kollektivbaustil mit traditioneller Lehmbaukunst funktionell gemacht wird.

Ödnis

Inschallah! Ich traf Mustaffa und seinen Kumpel, die mich so lange nötigten, bis ich dat janze Jeraffel auf ihren Hebauf schmiß und mich bis TELL al   ABYIAD mitnehmen ließ. Unterwegs mußte natürlich auch Essen gekauft werden…

Bringt mich weiter

So hab ich es bis SIVEREK geschafft, und 200km auf der Uhr.

Noch 80km bis DIYARBAKIR, ich habs geschafft. Die 80km im Dustern waren zwar nicht ganz ohne, aber ich habe zwei verlorene Tage   aufgeholt!

Nun hab ich mir ne billige Absteige gesichert und esse das Eingekochte, was mir neulich die Frau schenkte, die sich so sehr für ihr pappiges Brot schämte. Und n paar Kannen gibt auch. Hab ich verdient. Inschallah!

26.11.10 Hamam ham mer dann

Aus is. Eine unspektakuläre breite Strasse führt mich

schnurgerade nach DIYARBAKIR.

Es zieht sich im herbstlichen Dunst nochmal auf 1200m und dann rolle ich durch die steinige Tuffwüste hinab ins Ziel. Kalt isses, und wird wohl die nächsten Tage   den ersehnten Regen geben. Einen netten Morgenkaffee gab es noch

bei Ayhan im Basar.

Nun muß ich dieses Radgeschäft finden. Polis und Garmin sind sich einig, was das Viertel betrifft. Aber dann geht €™s los: das System hier peile ich nicht, aber sonst auch keiner, mein Helfer ist ein Student, der mich führt, nachdem er und Mutti erstmal einen Rotzlöffel haben stramm stehen lassen, der mir die Fahne abgerissen hat und eine Lira dafür verlangt. Ich hab das Bürschchen schon fast am Kragen, aber wenn ich dem hier echt eine reinhaue…

Hundert Meter weiter hat der kleine Arsch das Ding schon wieder, und wird erneut von Passanten gezwungen, es zurückzugeben. Bei uns würde keine Sau was sagen.

Dann hamwer den Laden endlich gefunden, der Chef hat überhaupt keine Ahnung wer ich bin und warum ich seine Adresse habe, und den Dialekt hier beherrsche ich auch nicht.

Jedenfalls bekomm ich zwei Kisten

und fange vor dem Schrauber und etwa 40 Zuschauern an, das Zeug zu zerlegen und zu verpacken. Wieder wachen alle darüber, daß niemand dem Eigentum des merkwürdigen Almañ zu nahe kommt. Als der Anhänger seine Hülle hat, gibt es ein bißchen Aufruhr, der Student hat nicht begriffen, daß es nur um die Pappschachteln geht, und die Bullen geholt, damit sie mir helfen, die erscheinen gleich drei Mann hoch. Riesenauflauf, nachdem ich mehrfach nachdrücklich erklärt habe, niemand tue mir was, im Gegenteil, hauen die wieder ab. Fertig, Cay, und zehn Lira für den Schrauber. Und nu? Steh ich mit zwei Kisten in der Großstadt.

GPS sagt: Prestige Hotel 80m. Ich frage, und der Schrauber mit seinem frechen kleinen Gehilfen schultern das Zeug und laufen los. Am Hotel reißen ihnen bewaffnete Wachen meine Sachen weg und jagen sie ziemlich rüde davon, während ich hineingebeten werde.

Hotel hat Flughafenbringdienst und Hamam. Inschallah!

Nach zwei Stunden bin ich krebsrot und butterweich. Das war Hamam in der Türkei, nicht im Touridorf. Zu schade, daß es sowas bei uns nicht gibt. Nun flätze ich rum, schlürfe einen 4 Jahre alten Syrah aus Anatolien und bereite mich seelisch auf Schnee vor.

Ich habe auf dieser Tour exakt vier Regentropfen abbekommen.

27. 11.10 DIARBAKIR als Tourist

Zu Fuß erlatsche ich heute diese Stadt, 1,5 Mio Einwohner, erste Siedlung vor 7500 Jahren. Moscheen, Kirchen, Bäder und Karawansereien, Jahrtausende alte Strukturen inmitten des Meeres aus Beton,   eingebettet in 5 km gewaltige Basaltmauern, 6m dick und 12m hoch, deren innerer Ring 340 nach Christus erstmalig renoviert wurde. Angrenzend die moderne Großstadt und das gewaltige Hauptquartier der 7.Armee.

Zentrum der türkischen Kurden, hat die Stadt auch so ihre Probleme, viele arbeitslose Flüchtlinge halten sich hier auf, sitzen in den Räumen der alten Mauer und trinken schon morgens. Das ist nicht nur unangenehm, nachts möchte ich hier nicht spazierengehen.

Gewaltige Mauern

Diese riesigen Kasematten riechen wie

5. Stock Sozialbau in HH Billstedt

Nach Osten wird Diyarbakir durch den Tigris begrenzt, der sich tief in die Ebene gegraben hat.

Tigristal von der alten Festung aus

Nicht nur die Ruhe der Weiten des Landes, auch der Wert als vielleicht verrückter, aber bewundernswerter Ausländer, der ein sauschweres Teil durch Gegenden bewegt, die viele dieser einfachen Menschen nie gesehen haben, sind wieder verloren. Niemand mehr bietet mir Tee an, einfach um herauszufinden, wer ich bin, oder schenkt mir eine Frucht.

St Georg kilesi
Tabakmarkt
Hasan Pasha Inn
Tor zur inneren Festung mit Löwenrelief

„He, Tourist, money, money, “ rufen die Kinder, manche zupfen sogar an meiner Kleidung.

„Alman “ oder „tourist “ murmeln die Großen. Ist ja nun mal so, die Zivilisation hat mich wieder. Angenehm: werden die Gören zu aufdringlich, weist sie sofort ein Erwachsener in die Schranken, als Gast hast du hier immer noch einen Stellenwert.

Viel Neues habe ich erfahren, zum ersten Mal in Asien richtig unterwegs, zum ersten Mal ein kommunistisches Land mit dem Rad bereist, zum Ersten Mal nicht mehr im Westen. Eine völlig neue Mentalität, Lebensweise, Lebensart. Nicht unbedingt bequemer, aber in mancher Hinsicht glücklicher, weil genügsamer und noch interessiert an den alltäglichen Dingen. Was mir hier an menschlicher Zuwendung zuteil wurde, kannte ich nicht.

Die Menschen auch nicht.

Meine Reise wird weitergehen.

Von hier:

Über diese Brücke mit 10 Bögen, die hier seit 1000 Jahren steht.

Inschallah!