Die noch leicht verhaltene Vorfreude am Morgen meines 2. Brevets in Ostfalen – letztes Jahr hatte uns das warzige Parkhotel Helmstedt ja ohne Frühstück auf den 600er geschickt – weicht angesichts das unglaublichen Frühstücks, welches wir in der Pension Riesche, einen Steinwurf vom Startort entfernt, bekommen, blanker Begeisterung:
Sogar Brötchenbeutel liegen bereit, und die angekündigte Sonne fällt durchs Fenster.
Bis zum Startort stellt sich allerdings schon heraus, daß es mit der angesagten Flaute bei 16° nix wird.
Dafür ist Henning auch am Start, und begrüßt mich mit der Ansage, nachdem er bei FB gesehen habe, daß ich mitfahre, habe er noch ne Decke ins Auto geschmissen, und er werde mich Abends mitnehmen.
Ok…
Ein etwas klammer Selfie noch,
und dann geht es auch schon los, wie in der Börde üblich:
wobei, höchst verdächtig, der 4° kalte Wind bis OEBISFELDE kräftig schiebt.
Henning und Jan ballern los, mir hängt schon in FRELLSTEDT die Zunge aus dem Hals, aber die Autofahrt nach Hause lockt, so kippe ich mein Prinzip „locker angehen lassen“, und hänge mich dran, immer diesen gefährlichen kleinen Tick über dem eigenen Tempo.
Japsend kontrolliere ich die Verfolger
und sinniere über die Waden des petit champion
und daß „Hulk“ in der Morgensonne hellgrün leuchtet
Bis zur ersten Kontrolle stelle ich fest, daß ich eigentlich zuviel anhabe, allerdings drehen wir jetzt in den Wind, so belasse ich es beim Status quo, während „Hulk“ sich vorn reinstemmt, und seine zwei „Titanen“ (Dre´San/kocmo) über ein -leben nach dem anderen zieht.
Überhaupt macht er das gut, klare Absprachen und auch nach Randonneurskodex obligatorisch außerorts koordinierte PP:
Nicht ohne sich öfter leicht süffisant über unser erlesenes Material zu äußern, während er auf seinem Simplon Carbon vor uns herflattert.
WANZLEBEN, ERXLEBEN, UHRSLEBEN, EILSLEBEN… Gott weiß, wie die alle heißen, die Endung -leben bedeutet so viel wie „Erbe“, kommt aus den nordischen bzw. slawischen Sprachen. (Eils-leben… in Eilsen bei Bückeburg gibt´s dann wohl nix zu erben…)
durchfahren wir, inzwischen komme ich ganz gut mit, vielleicht wird Jan aber auch langsamer, einerlei, Hennig hängt stiernackig vor uns im heulenden Wind und ich denk immer wieder mal bei mir:
„Was, wenn der Ernst macht?“
Machter aber nicht.
Zum Glück…
Lediglich ab SCHÖPPENSTEDT, den Elm hoch, setzt er sich mal ab, während Jan mich annölt:
„Was mir bei dir so nervt, ist, daß du gegen Ende immer noch was draufsetzen kannst.“
„Jan, du weißt doch, daß ich die ersten 200km immer keine Lust habe, und nu geht´s allmählich los….“
Außerdem hab ich ja in DARDESHEIM bei 148,1km den Schub einer erfrischenden Coke genossen,
die brauche ich normalerweise erst ab Mitternacht.
In der Abfahrt führe ich dann endlich mal. Klar, als der Schwerste…
Noch 16km. Gleich geschafft,aber mit Schikane:
Genau:
Oben auf der linken Kuppe sollte eigentlich die Dreckfahne von Buschhaus zu sehen sein.
War aber ein kleiner Wattebausch.
Heißt:
Wind genau von vorn.
Egal jetzt.
18:58 isses vorbei.
(Für Hannover 96 übrigens auch…)
„Na,“ fragt mich Hartmut lächelnd,“ „wieder ein Nightmare?“
Nö.
Geiles Wetter, lupenreiner Track, 1A Streckenführung.
Danke dafür!
21:30 kippt Hulk mich zuhause ab. Der Zug ab Helmstedt ist jetzt seit 17min unterwegs.
Wenn er unterwegs ist… das weiß man ja nie so genau
Danke dafür!
02:13 erwache ich, humpele in die Küche, saufe einen Liter Grapefruitschorle und fresse raptorenartig ein Pfund Lindtschokolade. dann humpele ich wieder ins Bett.
Muskelkater in den Oberschenkeln.
Wußte garnicht mehr, wie das ist….
Danke auch dafür!