Prolog
Man war ja angenehm überrascht, als für den 300er schon eine Woche vorher die Unterlagen kamen, und hatte gehofft, daß das nun mal besser wird.
April, April…
Andreas aus Remscheid war mal wieder mein Retter, und ich habe mir für die Zukunft eine Rufnummer gespeichert.
Alsdann war der Plan, mal mit dem Auto zu fahren, aus praktischen Gründen.
-sintflutartiger Regen
acht Baustellen
Bombenräumung in Hamburg
ein besoffenes Navi, und vom Stop´n´go läuft die Karre irgendwann nur noch auf drei Pötten
insgesamt 6,5 Stunden auf´m Bock. April, April….
Brevet
Am folgenden Morgen trafen sich – es ist halt kein Parisjahr – 15 Aufrechte, um bei toller Morgensonne mit gemächlichem Tempo erstmal Richtung Glücksburg zu Rollen.
Nach exakt einer Stunde reiße ich mir in einer Bushaltestelle die Regenklamotten über, weil´s schüttet wie Sau: April, April!
Im Örtchen vor RENDSBURG tut´s einen Knall, der hintere Pneu beginnt zu holpern und ich kann mich nur mit Mühe beherrschen: Flankeneinriß beim pannensicheren Schwalbe, Schlauch raus, geplatzt.
Wie weiland bei LEL…
April, April…
Wolfgang erkundet den von Gurgel empfohlenen Radladen, während ich dorthin schiebe, und berichtet: Reifen gibt´s, wechseln mußte selber, weil der Chef keinen Bock drauf hat.
Zu meinem großen Ärger ist der gleiche Schwalbereifen das Einzige, mit dem ich mich auf die teils echt miesen Holsteiner Straßen wagen mag, allein, die ersten 2000km war ja noch nie was.
Wir reißen derart unprofessionel an dem steifen Mistding rum, daß der Boß irgendwann brummt, wir sollten dann jetzt mal in seine Werkstatt, sonst würde das ja nie was….
Geht doch.
Er schwitzt dann aber auch noch ganz schön…
Einen Mistreifen reicher und 50€ ärmer geht´s dann weiter, immerhin haben wir einen fetten Guß in der Bude ausgesessen und der Boß erklärt uns zum Abschied, daß sei es gewesen, Barometer steige und der vorhergesagte Sturm käme auch nicht. Ich sage noch zu Wolfgang: „wenn die das auf dem Lande so sagen, ist da meistens was dran.“
Bis Glücksburg hänge ich wie ein Prellbock im Wind, nach der kurzen Pause dort geht´s mit Rückenwind weiter, aber wie tags zuvor das Auto, lauf ich irgendwie trotzdem nur auf – sagen wir einem Bein…
Ich lasse Wolfgang, mit dem es recht angenehm zu fahren ist, ziehen.
In HENSTEDT – ULZBURG motiviere ich mich mit Cola und Kaffee, allein, irgendwie hab ich keine Power, der kleinste Anstieg und… außerdem ist mir kalt… seit Stunden, trotzdem ich die Regenpelle immer noch drauf hab. Zu Recht:
Nächste Kontrolle, REINFELD, die wundervolle Frühlingslandschaft
und auch die Heiden
bringen mich nicht weiter.
Ich entscheide, eine RICHTIGE Pause zu machen, sitzen, aufwärmen, ESSEN und abzuwarten, so ein Erfahrungswert ist, daß bei mir die aktivierte Fettverbrennung dann meist soviel Energie bereitstellt, daß es wieder geht, bis die neuen Kohlehydrate ankommen.
Nichts dergleichen geschieht. Nach einer Stunde sitze ich immer noch frierend in der Dönerbude rum und falle auf dem Weg zum Klo fast von den Füßen.
Nächste Kontrolle: Grömitz, in 75km
Nicht nur Gurgel, auch BahnApp hilft:
Nächster Zug hier: in 20min, Mitternacht in Kiel.
Grömitz hat nicht mal einen Bahnhof….
„Machen sie mir bitte mal ein Jever!“
Am nächsten Morgen scheint in Kiel die Sonne, der Wind pfeift immer noch…
War ne tolle Strecke, auch voller Erinnerungen an 2011, das Jahr in dem ich noch glaubte, daß es in Kiel nur Irre gibt, hatte ein paar Lacher am Rande:
das Licht und das frische Grün überall, Frühlingsausfahrt ist toll!
Lief bloß nicht.
Epilog
Auf der Heimfahrt meldet Radio 21, daß Axl Rose für Brian Johnson bei AC/DC einsteigt.
Das zeichnet den Randonneur aus:
Wissen, wann man aufhören sollte