14.8.1998 – Gib Kette!

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Ein heißer Augusttag, mit dem vor drei Monaten für 299.- Maak erworbenen PseudoMTB sauste ich durch den Schaumburger Wald, es zeigte schon mehr als deutliche Gebrauchsspuren, als es auf einmal krachte, und ich ins Leere trat:

Kette gerissen

Muffelig schob ich den schrappigen Bock bis Rusbend auf die Kanalbrücke, kettete ihn an, nahm die kaputte Kette und hielt den Daumen raus.

Der mich damals mitnahm, war auch Radsportler, nur darum hatte er eigentlich angehalten, er brachte mich zum altbekannten Traditionsgeschäft Pelzing, Schallplatten, Fahrräder und Nähmaschinen, welches von außen immmer noch gleich ausschaut, aber inzwischen ein reines Fahrradgeschäft ist:

Matthias bereitete eine Kette mit Schloß vor, gab sie mir in die Hand und wünschte gute Fahrt.

Wieder in Rusbend auf der Brücke montierte ich das Teil, erhöhte damit den Wert des Rades um ca. ein Zehntel und überlegte, wo ich nun hinfahren sollte.

Der Typ im Auto hatte mir von einem Radhändler in Nienbrügge erzählt, bei dem er seine Räder kaufte, und beschrieb diesen „Bernd“ als sehr fairen, begeisterten Schrauber.

Vielleicht anderthalb Stunden später stand ich in einem verwinkelten Bauernhaus, auf dessen Hof schmierige Motorräder standen, und in dem jeder Winkel mit Fahrrädern aller Art vollgestopft war, sodaß man sich kaum bewegen konnte.

Auf die freundliche Frage des baumlangen Inhabers, ob er mir helfen könne hin, wollte ich „nur mal kucken“, nach einer Stunde zog er mit etwas Schwierigkeiten ein Staiger Tourenrad aus einem Wust, damit ich es mal fahren konnte.

Etwas später erklärte ich ihm meine zur damaligen Zeit ein wenig anstrengende Lebenssituation, daß ich das Ding gerne hätte, aber vor dem Weihnachtsgeld keine Option sähe.

Bernd Skatikat erklärte ruhig, dann bliebe das Rad eben mit meinem Namen drauf bis November bei ihm stehen, und fertig.

Ich hatte mich seit meiner Kindheit nicht mehr so auf Weihnachten gefreut, irgendwann Anfang Dezember holte ich das Rad ab und stellte es bis Heiligabend weg. Ich hab es nicht angefaßt, ehrlich, Heiligabend unter meinen Sparbaum gestellt und am ersten Feiertag radelte ich darauf den Kanal entlang nach Hannover, mit Anzug im Rucksack, weil es Abends in die Oper ging.

Bernd hat sich seither stark weiterentwickelt:

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auch ich habe mich sportlich entwickelt:

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Jahre später…

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1456km

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Den Grundstein dafür hat Bernd vor heute 20 Jahren gelegt, als er mir die Chance bot, das erste richtig gute Fahrrad zu erwerben.

Das habe, und werde ich nie vergessen.

Danke dafür!