Kein Porno – zum Glück

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Viele Schauspielerkarrieren haben ja so begonnen, aber meine offenbar nicht.  Der erste internationale Film, in dem ich am Set mitwirken darf , ist eine deutsch- brasilianische Produktion, welche sich u.a. mit dem „Bückeburger Bach„, einem Sohn des großen Johann Sebastian Bach, welcher hier lebte und schaffte, beschäftigt.

Als der Aufruf zum Casting in der Zeitung stand, war die Idee, denen mal den rikscha-kuli.de vorzustellen, natürlich bestechend. Hihi. Ohne ernsthafte Absichten zu hegen. Hihi.

Die Karre wolltense nich, aber mich. So ging´s dann los:

Ich bin beim Film
Ich bin „beim Film“

Um 07:30 versammelten sich Volllaien wie ich, Chancensucher, Berufskomparsen( vonner Agentur, kamen im Bus) und Edelstkomparsen(sprechen nur Filmdenglisch, waren schon bei diesem und jenem Set und gucken dich nur hochnäsig an), füllten ihre Formulare aus, (SVN/ Steuernr/ IBAN/BIC) und dann wurde erstmal gewaartet.

Schnell stellte sich heraus, daß, auch wenns doch kein Porno wird: Stehvermögen ist sehr gefragt:

„Rolle“ 1: Rumstehen, sich unterhalten. 3h.

Drehprobe
Drehprobe

„Rolle“ 2: Rumstehen, sich unterhalten.auch 3h.

„Rolle“3: auf „Action“(Ein Bonus an die ausländischen Akteure, weil die „Bitte“nicht kennen)

hin und her laufen. Von A nach B, wenn die beiden Anderen 10sek. Vorsprung haben

Zum Glück, denn den Job bekam ich im Vorbeilaufen, als ich mich ortskundig zum Klo verp… wollte, so konnte ich den Drang dann mit Rennerei unterdrücken. 7mal, hab ich glaub´ ich gezählt.

Zwischendurch immer mal Unterstellen, wegen Mikroschauern, meine Frage an Tom, 2. Regieassistent:

Regieassistent
Tom,2.Regieassistent

„Sag mal, ihr wollt doch nur, daß wir für den nächsten „Take“ nicht naß rumlaufen, Fürsorge is das doch nich, oder?“

Der grinst nur, „Nö, Quatsch.“

Ist ja nicht so, daß es nix zu lachen gäbe:

Putencurry an Reis
Putencurry an Reis

Als einige am Essen mäkelten, brummelte ich: „damals, als wir auf Alcatraz gedreht haben, war der Fraß noch ganz anders. „Es gingen tatsächlich erstmal einige Köpfe der Profikomparsen irritiert herum. Ich machte mir schon wieder fast in die Hosen. Mein Vordermann sagt, er hätte lieber Kartoffeln, statt Reis, der Koch strahlt:“Ich auch“

Irgendwann sagte ich, zur Freude der Mitkomparsen: „Wenn  ich zuhaus bin, werde ich im Keller erstmal ne Stunde Schreien.“

Wir sollen uns ja unterhalten, aber ohne Ton. Nicht so einfach, manche raffen es auch einfach garnicht, daß man wegen Hightech einfach wirklich mal das Maul halten muß.

Edgar Selge und Franziska Walser am Set
Edgar Selge und Franziska Walser am Set

Tja, und nach schon 10 Stunden, rief der erste Regieassistent uns „wundervolle Komparserie“ zusammen, bedankte sich, und schickte uns heim. Mit Applaus von der ganzen Crew.

Fürs filmen brauchste was
Fürs filmen brauchste was

Für die viele  Zeit gibt´s echt wenig Geld. Aber für ne tausendmal verantwortungsvolle Arbeit als Fachmann hab ich nicht mal die Hälfte netto verdient, in 12 Stunden Gekloppe, nicht rumwarten, und Filmluft schnuppern war mal was.

Wie sang Marius so schön:

„Nach jedem Gig zum Hühnerhugo, da verfraßen wir unser Geld.

Was soll man schon machen, mit den paar Mark…“

Drei Stunden später kommt Edgar Selge mit Franziska Walser ins Bistro marschiert, meine Gage ist schon lange versoffen, verdammte Groupies, MIT NEM FAHRRAD, und ich kann ihn breitschlagen:

Zwei Radfahrer
Zwei Radfahrer

Kanner ja für einen neuen Schauspielerkollegen auch mal machen, oder?