Um es gleich vorweg zu sagen:
Wenn man die Insel Korsika bereisen will, ist es unbedingt erforderlich, für Mobilität zu sorgen, sei es mit Mietwagen vor Ort (teuer), dem eigenen PKW (langwierig und anstrengend) oder der Konsequenz, jeden, aber auch jeden Meter mit dem Rad zurückzulegen. (mein Favorit…)
Zu Fuß von der Fähre kommend, erfuhren wir, daß es Linienbusse nicht gibt, Taxi teuer sei, weshalb wir zum Hotel in 25km Entfernung nur per pedes oder Daumen kommen sollten. Ein auf der Insel lebender Kanake (so nennen sich die Einwohner Neukaledoniens(frz.) selbst) half. Er fuhr uns zum Hotel, und vor allem: er sprach englisch. Von selbst!
Ansonsten bleiben dir nämlich auf Korsika, wie auch sonst in Frankreich, wenn du der Sprache nicht mächtig bist, viele Türen verschlossen. (Meiner Erfahrung nach kein Deutschenhaß, die behandeln ALLE Ausländer so)
Nachdem wir in einer miesen Spelunke Massilias bei Wein und Wurst
ein teures Schiff für die Überfahrt organisiert hatten,
schifften wir uns in der Dämmerung ein, zu dieser Insel,
die von befestigten Römerlagern umgeben ist,
und, wie auch Napoleon Bonaparte behauptete, diesen ganz besonderen Duft hat,
Das mit dem Duft unterschreibe ich, und schon deshalb sollte man Korsika erradeln oder erwandern, wobei letzteres so seine Schwierigkeiten birgt:
Nachdem der korsische Fuhrmann uns im Ort abgeliefert hatte,
wurde erst einmal für Mobilität gesorgt. In der Tat habe ich noch nie auf französisch ein Rad gemietet, aber es klappte. Abgesehen davon, daß ich auch noch nie ein so dreckiges Rad gemietet habe, war der Hobel, Ein LaPierre Slope Alu mit Shimano Sora technisch i.O. und hat mir gute Dienste geleistet.
Wir haben auch eine historische Stätte aus prähistorischer Zeit erwandert,
denn Hinkelsteine wollte ich sehen. Doof, daß sie all die anderen Stellen in der Umgebung nicht ausgeschildert haben.
Trotz fantastischer Strände schon 20m vor der Zimmertür
trieb die Neugier des Randonneurs, was wohl hinter der nächsten Kurve sei, mich fast täglich ins Hinterland, was schnell zeigte, daß Korsika auch nix für ungeübte Radler ist. Die Temperaturen von 33° C gepaart mit einem trügerisch kühlenden Seewind und der Umstand, daß man aufgrund der federartigen Struktur der Insel einen Bergrücken nach dem anderen abklappert. Ich habe bei einer gezielten Tour über 3 Pässe in der Umgebung 1240hm gemacht, am folgenden Tag einmal um die Bucht herum und zurück nur 80hm weniger.
Die folgende Rundfahrt soll nur ein Beispiel bieten, daß man auf Korsika auch mit dem Rennrad phantastische Strecken fahren kann, es muß nicht das Fully sein:
beginnt die Fahrt durch nicht mehr ganz so erfrischende 28°, ich bin viel zu spät los, weil ich erst Siesta halten mußte. Sonst wäre ich nämlich vor dem Schlafengehen nicht mehr dazu gekommen…
Auf winzigen Sträßchen in die typischen korsischen Dörfchen des steinigen Hinterlandes
oder wohnen einer der vielen Familienstreitigkeiten bei….
Über den Col de Celaccia und den Col de Tega fuhr ich durch unglaubliches Licht und bizarre Aussichten
bis auf den Col de Eustachiu, wo der Himmel offenbar genau Letzeres vorhat, und zwar innerhalb eines „Demis“:
wobei sich der geplante Rückweg blöderweise als Staubstraße entpuppte, was 30km Umweg zur Folge hatte,
mit nem Gewitter im Rücken auf über 1000m, den jetzt kam dann noch der Col du Tana, dann ging es 5- 600m tiefer und dann wieder 450m rauf…. nach ihnen, Herr Obelix!
Aber:
Vorbei an
rettete ich mich in einer traumhaften Abfahrt wieder in die Macchia, um zu sehen,
ob sich hinter einem der Motels vielleicht ein Nachfahre der Sippe von Azurix versteckt, wegen der Geschichte mit dem hinkenden Esel. Oder mit dem Mädchen aus der Sippe von Psychotherapix. So genau weiß das eigentlich keiner mehr. Auf jeden Fall ist die Sache ungeheuer ernst….
5h30, 113 km, 2690hm
Man kann sich auf Korsika mit dem Rad schwer beschäftigen, ohne weiter als 40km vom Standort entfernt zu sein. Und dann baden gehen.
Da bau ich drauf auf.
Denn es ist traumhaft schön dort, und dieses ständige Radebrechen, um Informationen ringen, und es doch immer wieder hinkriegen, das kam meiner Vorstellung von Reisen näher, als das Meiste, was ich in den letzten Jahren gemacht hab. Korsika ist was für Leute, die echt ihre Ruhe haben wollen.
Jedenfalls, wenn in Frankreich keine Sommerferien sind.
„Wie immer liefert die Rückkehr … … auch diesmal den Anlaß für ein Gelage unter den Sternen…“
„Bei näherem Hinsehen kann man feststellen, daß jede ihrer Expeditionen eine Bereicherung bringt, da sich die Reisenden jedesmal einige der angenehmsten Bräuche des Gastlandes zu Eigen machen:“